Kants überholte Vorstellung von Raum und Kausalität
Von Peter Baumann (Swarthmore)
In seiner theoretischen Philosophie, insbesondere der Kritik der reinen Vernunft, argumentiert Kant unter anderem für zwei fundamentale Thesen: dass der Raum unserer erfahrbaren Welt drei-dimensional und euklidisch ist und dass alle Ereignisse in der erfahrbaren Welt kausal determiniert sind. Inzwischen hat die Wissenschaftsentwicklung (insbesondere Relativitätstheorie und Quantenmechanik) seine Thesen zu Raum und Kausalität widerlegt. Selbst wenn zukünftige wissenschaftliche Entwicklungen Kants Thesen rehabilitieren sollten (was wohl nicht zu erwarten ist), so wären doch erhebliche Zweifel an der Idee angebracht, dass die Grundstrukturen der erfahrbaren Welt allesamt unabhängig von Erfahrung erkannt werden können, wie Kant meinte. Zu Gunsten von Kant sollte man allerdings hinzufügen, dass seine Thesen zu Raum und Kausalität nur die Welt betreffen, wie wir sie erfahren, aber nicht die Welt, wie sie an sich ist; über Letztere können wir, Kant zufolge, nichts wissen.