Will die Öffentlichkeit eigentlich die Philosophie oder will die Philosophie nur in die Öffentlichkeit?. Ein Kommentar zum Beitrag von Laura Martena und Gottfried Schweiger

von Martin Hähnel (Universität Bremen, Universität Augsburg, Verlag Karl Alber) Der Beitrag von Laura Martena und Gottfried Schweiger ist sehr erhellend, weil es ihm gelingt, interessante Perspektiven auf die Rolle der Philosophie außerhalb des rein akademischen Diskurses zu werfen. Persönlich befasse ich mich mit der Rolle der Philosophie zwischen Universität…

Die stigmatisierende Darstellung indigener Gemeinschaften auf Social Media

Von David Jost (Salzburg / Bonn) – Im Juni 2024 veröffentlichte der Webvideoproduzent Fritz Meinecke auf YouTube eine dreiteilige Videoreihe mit dem Titel Kannibalen[1]. In der Reportage reist er nach West-Papua (Indonesien), um tief im Dschungel die Stone-Korowai zu suchen. Das Besondere an dieser indigenen Gemeinschaft: Die Mitglieder betreiben –…

Eine Künstliche Intelligenz als Ärztin? Ethische Fragen zur Mensch-Maschine-Interaktion in der Medizin

Von Michael Haiden (Ingolstadt) – Während künstliche Intelligenz (KI) einmal menschliche Arbeit ersetzen könnte, verspricht die nahe Zukunft eher eine Arbeitsteilung zwischen Mensch und KI. Das betrifft auch die Medizin. Eine Zusammenarbeit in diesem Bereich, etwa in der Analyse medizinischer Bilder, könnte Diagnosen beschleunigen, ihre Genauigkeit verbessern und medizinisches Personal…

„Werd‘ ich doch wohl sagen dürfen, wenn es meine Meinung ist.“ Zum Verhältnis von Demokratie und Wahrheit

von Michael Roseneck (Johannes-Gutenberg Universität Mainz) – Warnungen vor den Folgen des menschengemachten Klimawandels, Maskenpflicht und Lockdowns während der Corona-Pandemie, Marktversagen in Wohnungsbau und Energiewende – dies sind einige Fragestellungen, in denen unsere Antwort, was zu tun ist, in erheblichem Maße davon abhängt, was wir als wahr erkennen. Gleichwohl macht…

Philosophie und die Frage nach Legitimität: Das Problem mit den Staatsverweigerer:innen                 

Marlon Possard (Wien) – Auf welchen Prinzipien fußt staatliche Legitimität? Eine Frage, die sich auch die Philosophie seit vielen Jahrhunderten stellt. Aufgrund der Aufklärung veränderte sich die philosophische Perspektive innerhalb dieser Frage, nämlich verschob sich der Blickwinkel von religiösen und metaphysischen Anschauungen hin zu vernunft- und wertebasierten Aspekten. Aber warum…

Die Beziehung zwischen Medizinethik und Philosophie: Selbstverständlich oder kompliziert?

Von Anna Hirsch (München) – Als Philosoph*in an die medizinische Fakultät? „Warum nicht?“ muss heute die Antwort lauten. Philosoph*innen forschen und lehren immer häufiger an Instituten für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin (GTE), haben vereinzelt sogar Professuren inne. Dass eine „Parallelwelt“ neben Lehrstühlen der praktischen Philosophie oder angewandten Ethik…

E pluribus unum – zur synthetischen Kraft von Habermas‘ theoretischer Methodik

Von Fabian Anicker (Düsseldorf) – Lange bevor „Interdisziplinarität“ zu einem verbreiteten Mantra zur Bannung von Drittmittelgebern wurde, hat Jürgen Habermas ein inter- und transdisziplinäres Werk ausgearbeitet, das sich weder der Philosophie noch der Soziologie eindeutig zuordnen lässt und das darüber hinaus Befunde einer Fülle weiterer Disziplinen einbezieht. In der Philosophie…

Staunende Philosophie. Zum Denken von Ute Guzzoni

Von Jochen Gimmel (Freiburg) und Philip Hogh (Kassel) – Theodor W. Adorno hat anlässlich des 125. Todestages Hegels einmal gesagt, dass Würdigungen etwas Abscheuliches anhafte, da sich die Würdigenden dabei anmaßten über die Gewürdigten souverän zu urteilen und ihnen ihren Platz zuzuweisen. Nun ist es uns mit den hier folgenden…

Tagungssplitter: Exemplarität und Einbildungskraft 

von Johanna Sinn (Passau) – Vorbilder und prägende Beispiele, Bilder, die Ziele vermitteln, und solche, mit denen argumentiert wird, literarische und historische Figuren– eine Vielzahl von Phänomenen wurde im Panel „Exemplarität und Einbildungskraft“ auf der XI. Tagung für Praktische Philosophie in Passau untersucht. Das dreiteilige Panel, das von Katharina Naumann…

Public Philosophy: Philosophie(ren) in der Öffentlichkeit

von Laura Martena (Tutzing) und Gottfried Schweiger (Salzburg) – Wie erscheint Philosophie in der Öffentlichkeit? Wie könnte und sollte das, was inzwischen auch im Deutschen meist als „Public Philosophy“ firmiert, genauer verstanden und praktiziert werden? Und warum könnte öffentliches Philosophieren überhaupt wichtig sein – für die Öffentlichkeit, aber auch für…

Hegel und der Judenhass

perspektivische Aufnahme eines Lexikoneintrags mit Begriff Antisemitismus

Dr. Dirk Meyfeld (Hamburg) – Dieser Beitrag, der als Podcast zur Verfügung steht, beschäftigt sich mit Hegels Verhältnis zum Judentum und Hegels Wandel weg vom eigenen frühen judenfeindlichen Denken hin zu einem entschlossenen Gegner der Frühantisemiten. Erster Teil: der frühe Hegel Im ersten Teil des Podcasts erkläre und erweitere ich…

Vielfältiges Altern aus einer intersektional-ethischen Perspektive

Von Merle Weßel (Hannover) – Das Lebensalter ist eine wichtige Determinante in Medizin und Gesundheitsversorgung. Zum Beispiel treten bestimmte Erkrankungen wie Demenz in Verbindung mit dem Lebensalter auf. Aber auch aus medizinethischer Sicht bestimmt das Lebensalter wichtige Diskurse. Sowohl Entscheidungen am Lebensanfang wie auch am Lebensende bilden zentrale Themen von…

Glanz und Elend eines philosophischen Autodidakten: Zur Fertigstellung der Gesammelten Werke Karl Poppers

Von Pirmin Stekeler-Weithofer (Leipzig) – 0. Ein moderner Philosoph für alle? Im Jahr 2022 erschien der letzte Band Objektive Erkenntnis (= GW 11) der Gesammelten Werke in deutscher Sprache von Sir Karl Raymund Popper (1902-1994) im Verlag Mohr Siebeck.[1] Die ersten beiden des insgesamt auf 15 Bände angelegten Editionsprojekts sind 2001…

»Toni möchte bitte aus dem Bällediversbad abgeholt werden« oder Impressionen aus der Geschlechtskategorie Restekiste

Von Toni Loh (Hochschule Bonn-Rhein-Sieg) – Dieser Erfahrungsbericht thematisiert und reflektiert die offizielle Anmeldung zur Änderung von Geschlechtseintrag und Vornamen im Rahmen des Selbstbestimmungsgesetzes, das am 1. November 2024 in Kraft tritt. Dabei werden eine Reihe philosophischer Fragen wie etwa die nach (personaler, sozialer, geschlechtlicher) Identität und (rechtlicher, sozialer, moralischer)…

Kontingenz und Notwendigkeit bei Spinoza und Leibniz

Würfel am Tisch

Sebastian Bender (Georg-August-Universität Göttingen) – Im Alltag gehen wir normalerweise davon aus, dass sich viele Dinge auch anders hätten zutragen können. Im Herbst 2021 ist Olaf Scholz Bundeskanzler geworden, es hätte aber auch anders kommen können. Heute morgen habe ich Müsli zum Frühstück gegessen, ich hätte mich aber auch für…

Brauchen wir Solidarität in der medizinischen Forschung?

Von Svenja Wiertz (Freiburg) – Dieser Blogbeitrag basiert auf einem Aufsatz, der in der Zeitschrift Public Health Ethics erschienen ist. Der Aufsatz kann auf der Website der Zeitschrift kostenlos heruntergeladen werden. Der Blogbeitrag kann auch als Podcast gehört und heruntergeladen werden: Solidarität ist in aller Munde. Wir solidarisieren uns mit der…

praefaktisch sucht Verstärkung!

Wir betreiben den Philosophieblog prae|faktisch nun seit über 6 Jahren und er hat sich zu einem wichtigen Medium der deutschsprachigen Philosophie entwickelt. Nun suchen wir Verstärkung für unser Team. Falls Du Interesse hast, den Blog gemeinsam mit uns zu betreiben und weiterzuentwickeln, dann melde Dich bitte bis 15. November 2024…

Vernunft inmitten des Kampfplatzes der Welt – Zur unabgegoltenen Hoffnung der kantischen Idee von Emanzipation

Friedenstaube auf einer Wand

Gregor Schäfer (Universität Basel/University of London) – Als das Ideal eines gegenüber allen unbegründeten Anmaßungen kritischen Denkens und einer praktisch in weltbürgerlicher Absicht wirksamen Selbstbestimmung mündiger Menschen hat die Aufklärung in Kants Werk ihren bedeutsamsten philosophischen Referenzpunkt. Blickt man indes den heutigen Weltzustand an, hat die Diagnose durchaus einige Plausibilität,…

Die Rolle Angehöriger bei Morbus Parkinson

Von Julius F. W. Schulten (Düsseldorf) – Wie viel Mitspracherecht sollten Angehörige bei medizinischen Entscheidungen haben? Wie beeinflussen ihre Sorgen und Ängste den Entscheidungsprozess? Wie können Ärztinnen und Ärzte, Patientinnen, Patienten und ihre Familien gemeinsam zu einer informierten und ausgewogenen Entscheidung finden? Medizinethikerinnen und Medizinethiker behandeln diese und weitere Fragen…

Zum Kant-Jahr: Kant als Politischer Philosoph (3+4)

Immanuel Kant wäre im April dieses Jahres 300 Jahre alt geworden. Praefaktisch begeht das Kant-Jahr 2024 zusätzlich zu unserer 300 Jahre Kant-Reihe mit einem Kurz-Schwerpunkt, der Kant als genuin politischen Philosophen gewidmet sein soll. Der Schwerpunkt erscheint in Kooperation mit dem Theorieblog und besteht aus insgesamt vier Texten. Den Auftakt machten am 13.…

Familie im Wandel

Von Angelika Walser (Salzburg) – Ein interdisziplinärer Sammelband plädiert für eine Anerkennung der Vielfalt familialer Lebensformen in Gesellschaft und Kirchen, Politik und Recht.

Prinzipien der Medizinethik – Ein Überblick

Von Julia Bastian (Linz) – Dieser Blogbeitrag kann auch als Podcast gehört und heruntergeladen werden: Gesellschaftlich gewinnt der Bereich Ethik immer mehr an Bedeutung. Medizinethik ist dabei ein Gebiet, das tief in das Leben eines jeden einzelnen Menschen eingreifen kann. Medizinethik untersucht das Denken und Verhalten bezüglich der Behandlung menschlicher…

Warum die Ethikdiskurse der Sozialen Arbeit im Schlamassel stecken

Von Carmen Kaminsky, Köln – Soziale Arbeit ist nicht länger nur der Oberbegriff für soziale Berufe. Soziale Arbeit ist der Name für ein Fach, das eine Profession und eine wissenschaftliche Disziplin umfasst. Die Entwicklung vom Berufsfeld zum Fach Soziale Arbeit hat sich in den vergangenen Jahrzehnten weitgehend fachintern vollzogen und…

Zum Kant-Jahr: Kant als Politischer Philosoph (1+2)

Immanuel Kant wäre im April dieses Jahres 300 Jahre alt geworden. Praefaktisch begeht das Kant-Jahr 2024 zusätzlich zu unserer 300 Jahre Kant-Reihe mit einem Kurz-Schwerpunkt, der Kant als genuin politischen Philosophen gewidmet sein soll. Der Schwerpunkt erscheint in Kooperation mit dem Theorieblog und besteht aus insgesamt vier Texten. Den Auftakt machen Tamara Jugov,…

Kühler Kopf in hitziger (Klima)kommunikation – Warum Wissenschaftskommunikation Emotionen verstehen muss

Von Ronja Gronemeyer (Bremen) – In Zeiten vielfach verwobener Krisen stehen Forschende vor einer Herausforderung: Wie kommuniziert man wissenschaftliche Erkenntnisse, die tiefgreifende Emotionen und essentielle Zukunftsängste auslösen können? Besonders die Klimakatastrophe löst bei vielen Menschen starke Gefühle aus – von Angst und Wut bis hin zu tiefer Trauer um die…

Streitpunkt Wissenschaftsfreiheit. Ein Gespräch mit Sabine Döring und Tim Henning

Dürfen Wissenschaftler:innen alles sagen und erforschen, unabhängig von moralischen Erwägungen? Oder gibt es Wissenschaftler:innen, die man aus moralischen Gründen nicht für öffentliche Vorträge einladen sollte? Darf man einige „canceln“? Wie sollte man mit politisch streitbaren Protesten an Universitäten umgehen? Über diese und ähnliche Fragen wird seit einigen Jahren heftig gestritten.…

Ethik (in) der Sozialen Arbeit

Von László Kovács (TH Augsburg) – Ethik ist eine sehr alte, Soziale Arbeit ist eine vergleichsweise junge Disziplin. Die Beziehung zwischen beiden ist dennoch sehr eng. Einerseits braucht die Soziale Arbeit die Ethik, denn sie muss Entscheidungen im realen Leben treffen, Prioritäten setzen, dabei unterschiedliche Werte gegeneinander abwägen und ihre…

Das Ich als Multispezies-Wesen

Von Dr. Leonie N. Bossert (Wien) und Dr. Davina Höll (Tübingen) – Billionen von Mikroben leben auf und in den Körpern von Menschen, Tieren und Pflanzen. Sie bilden das menschliche, tierliche, oder pflanzliche Mikrobiom. Mikrobiome existieren entsprechend nicht unabhängig voneinander. Durch die ständige Zirkulation und Interaktion von Mikroorganismen sind wir…

Freundlich streiten unter Feinden. (Un)demokratische Debattenkultur – ein Tagungsbericht aus Regensburg

von Silvia Donzelli Dieser Tagungsbericht erscheint parallel auf dem theorieblog. Die diskursive Aushandlung von Meinungs- und Interessenkonflikten gilt zu Recht als Lebenselixier der Demokratie. Wie öffentliche Diskussionen geführt werden sollten und ob ihre Qualität ein Indikator für die Gesundheit einer Demokratie ist, steht indessen zur Debatte. Denn die vielerorts gestellte Diagnose einer…