07 Jan

Hegels Nützlichkeit

Von Jonas Heller (Frankfurt am Main)


In seiner Phänomenologie des Geistes hat Hegel eine Dialektik der Aufklärung formuliert, die für die kritische Theorie der ersten Generation schulbildend wurde. Die dialektische Diagnose lautet: Im Prozess ihrer Verwirklichung zerstört sich die Aufklärung selbst.[1] Die Verwirklichung der Aufklärung erfolgt als Prozess der Befreiung. Durch die Verbreitung von Einsicht soll die „allgemeine Masse“ von einer ihren „Eigennutz“ suchenden Priesterschaft und von einer auf „Beherrschung“ zielenden Obrigkeit befreit werden. Doch statt Freiheit zu realisieren, schlägt Aufklärung in absolute Herrschaft um: Die Verwirklichung der Aufklärung vollzieht sich als eine Dialektik der Freiheit. Sie mündet in deren Gegensatz, schließlich in Mord. Hegel hat hier den „Schrecken“, den terreur der Französischen Revolution vor Augen: „Das einzige Werk und Tat der allgemeinen Freiheit ist daher der Tod, […] der kälteste, platteste Tod, ohne mehr Bedeutung, als das Durchhauen eines Kohlhaupts oder ein Schluck Wassers“.[2]

Weiterlesen