praefaktisch hat Zuwachs!

Unser praefaktisch-Team hat sich vergrößert! Mit Regina Müller, Achim Wamßler und Sarah Rebecca Strömel sollen zukünftig weitere Themenschwerpunkte gesetzt und interdisziplinäre Brücken geschlagen werden. Wer die drei sind und was sie dazu bewogen hat, bei praefaktisch mitzumachen, erfahrt ihr in unserem Interview.

Regina, warum bist du jetzt bei praefaktisch?

Mir kitzelt etwas in der Nase. Vielleicht ein wenig Staub?

Die Philosophie hat manchmal einen verstaubten Charakter, dabei sind es äußerst spannende und auch aktuelle Themen, die wir in der Philosophie bearbeiten. Zum Beispiel philosophische Fragen rund um Künstliche Intelligenz oder mit Blick auf den Klimawandel. Philosophische Gedankengänge müssen dabei nicht immer abstrakt und unverständlich formuliert sein. Im Gegenteil: Viele Themen können leicht, spielerisch und sogar amüsant aufbereitet werden. Bei modernen Formaten wie praefaktisch können philosophische Ideen unter der dicken Staubschicht hervorgeholt werden, kurz und knackig aufbereitet und für viele – auch außerhalb der wissenschaftlichen Diskurse – zugänglich gemacht werden. Das ist für mich eine spannende und wertvolle Aufgabe. So gesehen, könnte man uns bei praefaktisch vielleicht auch als Staubfänger*innen bezeichnen.

 Was bringst du mit?

Den Wunsch, mitzugestalten. Neben meiner Forschung im Bereich der Medizinethik habe ich in letzter Zeit insbesondere zu Fragen der Digitalisierung gearbeitet. Gerade mit Blick auf das Gesundheitswesen ein spannender und sehr dynamischer Bereich. Virtuelle Realitäten, Roboter, Big Data und Künstliche Intelligenz: Phänomene, die bereits tief in unseren Alltag eingedrungen sind und sowohl unser individuelles als auch gesellschaftliches Leben zukünftig stark beeinflussen werden. Viele dieser Technologien befinden sich (noch) in der Entwicklung – wir als Philosoph*innen können also noch mitsprechen, ja sogar mitgestalten. Daher habe ich bei praefaktisch auch eine Themenreihe zur Digitalisierung gestartet.

Die Beschäftigung mit ethischen Aspekten der Digitalisierung hat auch meinen Blick für Fragen der Gerechtigkeit geschärft, insbesondere für feministische Perspektiven. Die Medizin und das Gesundheitswesen sind Bereiche, in denen nach wie vor Benachteiligung und Diskriminierung von marginalisierten Gruppen stattfindet. Themen, die in der Philosophie insgesamt stärker gemacht werden sollten. Von daher wäre es mir ein Anliegen, diese Themen auch bei praefaktisch einbringen zu können.

Mit welcher Philosoph*in würdest du gerne einen Kaffee trinken?

Mit Simone de Beauvoir. Erst ein Kaffee im Café de Flore, danach auf eine Party mit den Existenzialisten.

Was ist Dein am wenigsten nützliches Talent?

Ein Talent, welches mir – zumindest in der Wissenschaft – bisher wenig genützt hat, sind meine flotten Füße. Ich bin begeisterte Swing Tänzerin. Lindy Hop, Charleston, Balboa, das sind Tänze, die bei mir unglaublich viel Energie freisetzen. Im Tanz gibt es für mich kein Theoretisieren, Argumentieren oder Reflektieren. By by, logischer Schluss. Hello, Luise Armstrong. Tanzen hilft mir, den Kopf abzuschalten und Stress abzubauen. Bei Schwierigkeiten auf der Arbeit: Tanz drauf.


Achim, warum bist du jetzt bei praefaktisch?

Das ist so ein bisschen wie bei Regina. Mich hat schon immer diese Familienfeiern-Frage genervt, was man denn eigentlich damit anfängt, mit so einem Philosophiestudium. Wenn ich dann aber spontan etwas darauf antworten soll, dann weiß ich oft nicht viel zu sagen, oder erzähle irgendetwas von »Lust am Lesen und Denken«. Und abends im Bett ärgere ich mich dann, nicht einfach eine der Fragen, an denen ich sowieso arbeite, zur Zeit zum Beispiel, was Zufall ist, genommen zu haben, um sie mit den Leuten durchzudiskutieren, wie Sokrates es zum Beispiel mit Alkibiades macht. Tja, aber das muss man eben erst einmal können. Und bei praefaktisch geht es ja unter anderem um diese Fähigkeit, Philosophie so zu präsentieren, dass man eben nicht 10 Jahre Studium braucht, um mitreden zu können. Das ist eine Motivation. Ok, und die andere ist eher langweilig pragmatisch, ich geb’s zu: Ich bin jetzt am Ende meiner Promotion und eine Möglichkeit ist auch, danach was im Bereich Wissenschaftskommunikation zu machen, und da dachte ich, bei praefaktisch lässt sich etwas dafür lernen.

Was sind die Themen, die du zu praefaktisch mitbringst?

Wie mir scheint, bin ich aus dem Team der einzige Vollblut-Metaphysiker – zumindest was meine Promotion angeht, die ich zu Hegels Zufallsbegriffe schreibe. Das passt ganz gut, weil ich Lust habe, inhaltlich mehr solche Frage anzugehen, die tendenziell theoretisch sind oder in der Philosophiegeschichte liegen. Mal schauen, aber gut möglich, dass ich Themen wie Kant (der wird ja nächstes Jahr 300), Essentialismus, Wirklichkeit, Gottesbeweise, Polytheismus, Tod und Suizid, oder Existenzialismus organisiere. Aber klar, andere, mehr praktische Themen interessieren mich auch. Wir sind ja Philosoph*innen, da hat man eigentlich Lust an allem, was es gibt.

Wie wär’s mit einer philosophischen Schnellrunde?

Platon oder Aristoteles?

Ähm…entweder beide oder Neuplatonismus, der hat das beste von beiden.

Kant oder Hegel?

Kant? Wer ist das? Noch nie gehört.

Ein Leben ohne Philosophie wäre…

… definitiv sinnlos.

Zoomen oder E-Mail?

Briefe per Hand schreiben.

Mit welcher Philosoph*in würdest du gerne einen Kaffee trinken?

Mit dem Icherzähler von Bichsels Kindergeschichten.


Sarah, warum bist du jetzt bei praefaktisch?

Nicht nur die Philosophie, sondern auch die meisten anderen Geisteswissenschaften müssen sich häufig den Vorwurf gefallen lassen, aus dem Elfenbeinturm heraus betrieben zu werden – also an der Uni, für die Uni. Dabei behandelt gerade die Philosophie Themen, die für eine breitere Masse interessant und relevant sind. Ich komme ja selbst aus der Politischen Philosophie, bin eigentlich primär Politikwissenschaftlerin, habe aber auch Philosophie studiert. Wissenschaftskommunikation halte ich nicht nur im Sinne der politischen Bildung für wichtig, etwa um sich eine gut informierte, auf Fakten basierende eigene Meinung über Sachverhalte bilden zu können. Sie ist für mich auch Teil der Aufgaben, die man als Wissenschaftlerin oder Wissenschaftler hat. Seit Jahren ist in diesem Zusammenhang vom postfaktischen Zeitalter die Rede, Begriffe wie fake news oder Lügenpresse treiben uns in der Politikwissenschaft um – dementsprechend hat mich allein schon der Name des Blogs praefaktisch sehr angesprochen. Ich hoffe aber auch, dass ich als Politikwissenschaftlerin eine interdisziplinäre Perspektive auf die Themenauswahl einbringen kann.

Und welche Themen dürfen wir von dir künftig erwarten, Sarah?

Mein erster Themenschwerpunkt kreist rund um das Thema Demokratie.

Der erste Beitrag hierzu (Thema Demokratie und Expertise) wurde auch schon veröffentlicht. Mir war es hierbei – so wie auch bei allen künftigen Themenschwerpunkten – wichtig, dass eine möglichst breite Perspektive abgebildet wird und die Debatte nicht zu einseitig geführt wird – d.h. ihr könnt sowohl Beiträge aus radikaldemokratischer Perspektive als auch von deren Kritikern erwarten. Generell werden meine Schwerpunkte wohl vor allem aus dem Bereich Politische Philosophie, Ideengeschichte und Politische Theorie kommen. Der nächste Themenschwerpunkt sammelt Beiträge zum Thema Rassismus. Danach würde ich gern etwas zur Politischen Philosophie der Antike machen (die Antike kommt momentan überall im Fach etwas zu kurz, würde ich sagen), aber auch die Themen Zukunft und Philosophie und Film reizen mich. 

Mit welcher Philosoph*in würdest du gerne einen Wein trinken?

Eigentlich würde ich mich gern dem Kaffee mit Simone de Beauvoir und Regina im Café de Flore anschließen. Für den Wein würde ich in Paris bleiben, aber ins 19. Jahrhundert reisen und mit Tocqueville über die Demokratie sprechen. 

Zum Abschluss eine Schnellrunde: Platon oder Aristoteles?

Platon. 

Kant oder Hegel?

Kant.

Die Politische Philosophie Frankreichs oder (Nord-)Amerikas?

Ohje. Ganz schwierig, beides. Wenn ich mich entscheiden muss, vielleicht Frankreich. Aber sehr knapp.

Ketchup oder Mayo?

Das ist einfach. Ganz klar: Mayo!