„Das wüsste ich aber!“ Zur Ehrenrettung des argumentum ad ignorantiam
von Hans Rott (Regensburg)
1. Einleitung
In einer virtuellen Pressekonferenz am 30. März 2020 sagte Michael J. Ryan, der Direktor des WHO-Programms für Gesundheitsnotfälle: „there is no specific evidence to suggest that the wearing of masks by the mass population has any particular benefit.“ Dass es keine Indizien dafür gebe, die belegen, dass das Tragen von Masken für die von COVID-19 heimgesuchte Allgemeinheit etwas bringt, wurde allgemein so verstanden, dass das Maskentragen keinen Effekt hat. Es galt sozusagen als Bestätigung dessen, was Jerome Adams, der Surgeon General der USA, schon einige Wochen vorher getwittert hatte: „Seriously people – stop buying masks! They are NOT effective in preventing general public from catching #Coronavirus“. So verstanden erscheint Ryans Aussage als ein typisches Beispiel des sogenannten Fehlschlusses aus der Unwissenheit: Es gibt keine Beweise für den Nutzen von Masken, also nützen sie nichts. Wenn es anders wäre, dann wüsste ich das doch! Dass dies keine gute Schlussfolgerung war, ist uns allen heute klar.[1]
SENECA äußerte den Satz „Das wüsste ich aber“ immer dann, wenn er anderer Meinung war als seine Dialogpartner, gelegentlich verbunden mit einer Weigerung, Wissenslücken zuzugeben. Der Satz wurde oft als Ausdruck der Persönlichkeit SENECAS angesehen. Tatsächlich führte allerdings wohl einfach ein fehlerhafter Balpirol-Halbleiter zu einem übersteigerten Selbstbewusstsein SENECAS. SENECA ist seit der Inbetriebnahme im Jahre 3540 die zentrale Hyperinpotronik des Fernraumschiffes SOL. Die Solaner schreiben dem Computer Intelligenz und eine Seele zu. So ist es jedenfalls in den vormals berühmten deutschen Perry-Rhodan– und Atlan-Serien.[2]
Weiterlesen