14 Jun

Fußball als existenzielle Kontingenzperformanz

von Thomas Bedorf (Hagen)


Vom Trainer des FC Liverpool Bill Shankley ist das Bonmot überliefert, dass Fußball keinesfalls eine Angelegenheit von Leben und Tod, sondern viel ernster sei. Niemand, der die Kontingenz des Fantums für eine bestimmte Mannschaft kennt, das immer mit vollkommener Frag- und Alternativlosigkeit einhergeht; sich an aussichtlosen regenkalten November-Spieltagen ins Stadion geschleppt hat („Ich hab’ ne Dauerkarte, ich muss ins Stadion“ – Fr. Goosen); die stümperhaft, aber liebevoll zusammengenähten Fahnen, Banner und Kutten bewundert hat, die einzelne Fans mit sich herumtragen; und Zeit, Spaß und Manieren auf vergeblichen Auswärtsfahrten vergeudet hat, wird leugnen, dass Fußball einen existenziellen Sitz im Leben haben, für manche seinen Intensitätskern darstellen kann, um den herum sich die beruflichen, familiären, gastronomischen und sexuellen Restaufgaben nur ablagern. Um das zu bemerken und/oder zu leben, braucht es keine Philosophie.

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