25 Mrz

Toleranz in Liebe und Freundschaft

Von Michael Kühler (Karlsruhe)


Ähnlich wie in der politischen Philosophie scheint Toleranz auch innerhalb von Liebesbeziehungen oder Freundschaften ein zweischneidiges Schwert zu sein.[1] Tolerant zu sein wird einerseits für ein friedliches und gedeihliches Miteinander als außerordentlich hilfreich oder gar geboten gesehen (für eine einführende Übersicht siehe Forst 2017). Dies gilt freilich in erster Linie für das Verhältnis zwischen Menschen, die einander nicht näher bekannt sind. Andererseits lautet eine altbekannte Kritik, dass andere lediglich zu tolerieren fundamental zu kurz greift. Vielmehr ist (wechselseitiger) Respekt vor der Person gefordert. Und während wir auch in Liebesbeziehungen oder Freundschaften den Ratschlag kennen, tolerant zu sein, so erscheint es geradezu widersprüchlich, eine geliebte Person zugleich lediglich zu tolerieren.

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01 Okt

Können Menschen Liebe machen? Eine inklusive Perspektive auf Liebe, Freundschaft und Sex mit nichtmenschlichen Wesen

Von Janina Loh (Wien)

Vor einiger Zeit traf ich in einem Bus in Berlin auf eine alte Frau, die offenkundig ohne Begleitung war. Sie hatte eine kleine Wunde am Bein. Nachdem ich ihr vom Busfahrer ein Pflaster besorgt hatte, fragte ich sie, wohin sie wolle und ob ich ihr vielleicht behilflich sein könne. Die Antwort, die sie mir mit einem müden Lächeln gab, verblüffte mich: Ihr gehe es gut, bedankte sie sich, sie wolle nirgendwo hin. Sie fahre jeden Tag Bus, nur, um unter Leuten zu sein, denn sonst wäre sie ganz allein. Diese Begegnung liegt nun mehrere Jahre zurück, doch immer wieder kehre ich in Gedanken zu ihr zurück.

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