19 Nov

Unwissenheit als Unvermögen

von Hannes Worthmann (Erlangen)


Die philosophische Untersuchung des Wissensbegriffs wird nach wie vor dominiert von Varianten der sogenannten Standardanalyse des Wissens. Demnach weiß eine Person S genau dann, dass p der Fall ist, wenn S gerechtfertigt davon überzeugt ist, dass p der Fall ist, und p auch tatsächlich der Fall ist. Neben der Standardauffassung existiert eine weniger verbreitete Sichtweise: Wissen ist eine Fähigkeit. Erachtet man Wissen als Fähigkeit, ist es naheliegend, Unwissenheit als Unvermögen oder Unfähigkeit aufzufassen: Personen, die um einen bestehenden Sachverhalt nicht Wissen, fehlt die Fähigkeit, sich im Denken und Handeln von diesem leiten zu lassen. Um diese Idee verständlich zu machen, werde ich zunächst Grundlegendes zum Begriff der Fähigkeit sagen und dann die Fähigkeitskonzeption des Wissens skizzieren. Im Anschluss wird es um das Phänomen der Unwissenheit gehen.

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