02 Mai

Zwischen Interpretation und Adaption: Rawls im Dialog mit Kant

Von Jakob Huber (Frankfurt)


John Rawls habe die normative politische Philosophie im und für das 20. Jahrhundert wiederbelebt, so eine weiterverbreitetes (wenngleich zunehmend kritisiertes) Narrativ. Während sich sein Rang in der Ahnengalerie der Gerechtigkeitstheorie 50 Jahre nach der Erstveröffentlichung seines Hauptwerkes weiter festigt, werden Rawls‘ eigene Arbeiten zur Geschichte der Philosophie weiterhin kaum beachtet. Wie ich in diesem Beitrag zeigen möchte, stehen diese Rawls‘ eigenem Theoriekonstrukt sicherlich in ihrer Originalität, weniger jedoch in ihrer Wirkmächtigkeit nach. Insbesondere Rawls‘ Kantinterpretation hat sich – zum Guten oder zum Schlechten – gerade im angloamerikanischen Kontext als einflussreich entpuppt. Begünstigt durch Rawls‘ häufig undurchsichtige Kombination aus Interpretation, Adaption und Modifikation sowie vermittelt durch eine Reihe Kant-affiner Schüler:innen lässt sich ein Bild eines wechselseitiges Verhältnis Rawlsscher und Kant’scher Ideen zeichnen.

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