04 Feb

Es gibt keine Gedankenexperimente!

Von Julia Langkau (Fribourg)


Gedankenexperimente haben in letzter Zeit viel Aufsehen erregt, und das nicht nur in der akademischen Philosophie. Die zeitgenössische (analytische) Philosophie scheint endlich etwas gefunden zu haben, das einerseits dem Kern ihrer Tätigkeit entspricht und andererseits in kompakter Form etwas darstellt, woran alle teilnehmen können. Das Gedankenexperiment ist zum Paradebeispiel gelungener Philosophie-Vermittlung geworden. Indem es eine konkrete, meist auch absurde Geschichte erzählt, gibt es dem Laien einen repräsentativen und im besten Falle unterhaltsamen Einblick in philosophisches Denken. Das Gedankenexperiment ist zugleich befremdlich und zugänglich. Es vermittelt den Eindruck, dass wir es mit etwas spezifisch Philosophischem zu tun haben, gleichzeitig aber keinen grossen Aufwand betreiben müssen, ja uns beim Philosophieren sogar unterhalten lassen dürfen. Es suggeriert, dass es in der Philosophie nicht nur um die schwierigen, grossen Fragen danach, was wir wissen können, was wir tun sollen und hoffen dürfen etc. geht, sondern manchmal auch um das ganz Konkrete: um chinesische Schriftzeichen, um Liebespillen, um einen Geiger, um Smith und Jones und Swampman und Mary … und wie sie sonst noch alle heissen.

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