17 Sep

Über die vermeintliche Heuchelei von Klimaschutzaktivist*innen und individuelle Pflichten zum Klimaschutz

Von Christian Baatz (Kiel)


Vor Ausbruch der Corona-Krise war Klimaschutz in aller Munde, die Jugend forderte Regierungen lautstark zum entschiedenen Handeln auf. Aber muss auch jede/r Einzelne ihren oder seinen Beitrag zum Klimawandel reduzieren? Greta Thunberg, Initiatorin der Fridays for Future (FFF) Bewegung, versucht mit der gleichen Unnachgiebigkeit, mit der sie vor dem schwedischen Parlament Mahnwache gehalten und vor Staats- und Unternehmensführungen Reden gehalten hat, ihren persönlichen Treibhausgas(THG)-Ausstoß zu minimieren – zumindest wird das suggeriert, wenn man sie auf Segelbooten den Atlantik und in Zügen Europa durchqueren sieht. Interessanterweise scheinen sich Thunberg und ihre schärfsten Kritiker*innen in diesem Punkt einig: wer Wasser predigt, sollte keinen Wein trinken; wer für radikale THG-Reduktionen plädiert, sollte einen THG-armen Lebenswandel führen.

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27 Mai

Was, wenn andere nichts tun? Eine Replik auf Rudolf Schüßler

Von Christian Baatz (Kiel) und Felix Pinkert (Wien)


In seinem aktuellen Beitrag zur Klimakrise stellt Rudolf Schüßler eine unbequeme Frage: Hat Deutschland bzw. die EU auch dann die moralische Pflicht, Treibhausgas-Emissionen erheblich zu reduzieren, wenn die Mehrzahl anderer großer Emittenten dies nicht tut?

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30 Apr

Radikaler versus behutsamer Klimaschutz: warum Behutsamkeit angesichts der Risiken ungerecht wäre

von Eugen Pissarskoi (Tübingen)


Die internationale Staatengemeinschaft hat sich im Jahr 2015 darauf geeinigt, die globale Erwärmung auf maximal 2°C, nach Möglichkeit auf 1,5°C, zu begrenzen. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen nahezu alle Staaten, insbesondere aber die wohlhabenden, frühzeitig industrialisierten wie Deutschland, ihre Treibhausgasemissionen reduzieren. Politisch umstritten ist jedoch, in welchem Umfang und wie schnell ein Land wie Deutschland seine Treibhausgasemissionen reduzieren soll. Zivilgesellschaftliche Akteure wie beispielsweise Vertreter*innen der Fridays for Future Bewegung fordern, dass politische Maßnahmen getroffen werden, mit denen die Treibhausgasemissionen bis 2035 vollständig reduziert werden. Teils tun sie das mit reißerischen Slogans („I want you to panic“; „Wir sollen handeln, als wenn unser Haus brennt“). Hingegen halten andere gesellschaftliche Akteure wie beispielsweise der Klimawissenschaftler Hans von Storch (SPIEGEL 43/2019) solche Forderungen für naiven Aktionismus und Panikmache. Von Storch zieht in Zweifel, dass die Forderungen aus der Zivilgesellschaft sachlich fundiert seien: „Was die jungen Klimaaktivisten anbieten, ist ein wilder Mix aus Fakten und Spekulationen.“ Er plädiert vielmehr dafür, Treibhausgasemissionen langsamer und insbesondere durch neuartige Technologien zu reduzieren. Die Politik soll insbesondere die Entwicklung solcher Technologien fördern, radikalere Schritte sind eher kontraproduktiv, lässt sich aus seinen Aussagen schlussfolgern.

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