05 Okt

Wachstums-Schizophrenie

Von Richard Sturn (Graz)


Am Wirtschaftswachstum scheiden sich die Geister – oder sollte man besser von einer Schizophrenie moderner Gesellschaften sprechen? Wenn in Deutschland, Österreich, China oder anderswo die Wachstumsprognosen um einen halben Prozentpunkt nach unten korrigiert werden, dann folgen mit größter Selbstverständlichkeit augurenhafte Hinweise auf damit verbundene Schwierigkeiten für das betreffende Land – je nach Kontext allenfalls garniert mit Beschwichtigungen, wonach es schon nicht so schlimm kommen würde, zumal für das übernächste Jahr schon wieder ein Aufschwung in Sicht sei. Dies ist aber nur die eine Seite der Medaille. Auf der anderen Seite ist selten offener Widerspruch zu hören, wenn mit mehr oder minder dramatischem Unterton proklamiert wird, so könne es mit dem Wachstum nicht weitergehen, da wir ja keine zweite Erde zur Verfügung hätten.

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03 Dez

Markt und Wettbewerb – Vehikel der Diskriminierung oder Katalysatoren für Toleranz?

Von Arnd Küppers (Mönchengladbach)


Auf den ersten Blick scheint es geradezu abwegig, beim Thema Toleranz ausgerechnet an Markt und Wettbewerb zu denken. Ist der kapitalistische Markt nicht vielmehr der Ort mannigfaltiger Diskriminierungen und Demütigungen? Der Ort, an dem Menschen von dem Genuss bestimmter Güter ausgeschlossen werden, weil sie zu arm sind, um sie sich zu kaufen? In unseren Breiten sind es vielleicht die Markenklamotten oder das neueste Smartphone: Wer sich solche Prestigeobjekte nicht leisten kann, wird in seiner Peergroup gedisst. Das ist keineswegs nur unter Teenagern so; dort ist es nur am offensichtlichsten. Die Volkswirte wissen schon lange, dass Menschen auch über den Konsum ihren Status herausstellen. Der amerikanische Ökonom Thorstein Veblen hat dieses Phänomen in seiner Theory of the Leisure Class bereits 1899 erörtert.

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