08 Jun

Zufall und System bei Schelling

Titelbild

Von Daniel Unger (München / Freiburg)


Schelling (1775-1854) definiert den Begriff des Zufalls nicht neu; er folgt stets einer bis auf Aristoteles zurückreichenden Tradition. In seiner eigentümlichen Mehrdeutigkeit erkennt Schelling aber ein tieferes Problem, dessen logische und ethische Folgen stets zu früh abgetan wurden: namentlich für die Möglichkeit geschlossener Systeme und ihrer Verhältnisse zueinander, ebenso aber für den Einzelnen in seiner faktischen Existenz. Und es wird bei Schelling ein Problem bleiben – einem Philosophen, der wie kein zweiter Idealist die kritische Frage nach der Möglichkeit eines Gesamtsystems des Wissens immer wieder aufs Neue stellte, und sich trotz intensiver Arbeit und hoher Erwartungen der Öffentlichkeit in den letzten 40 Jahren seines Schaffens nie mehr zu einem definitiven schriftlichen Werk durchringen konnte.

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