26 Mrz

Zum Verhältnis von Ritus, Mythos und Wahrheit in religiösen Systemen

von Markus Wirtz (Köln)


Für das spirituelle Selbstverständnis und die gelebte Praxis religiöser Gemeinschaften und Individuen spielt es vermutlich nur eine untergeordnete Rolle, dass es sich bei Religionen um soziale Konglomerate aus sehr verschiedenen Komponenten handelt. Erst aus der distanzierten Außenperspektive der Religionswissenschaft, Religionssoziologie oder Religionsphilosophie erschließt sich die nähere Zusammensetzung der religiösen Phänomenkomplexe, die von den religiös Engagierten in der Regel ganzheitlich erlebt und mitvollzogen werden. Ritual, Mythos und Wahrheitsglaube (oder Glaubensgewissheit) können als essentielle Charakteristika benannt werden, welche alle Weltreligionen miteinander teilen. Als divergent erweisen sich jedoch im interreligiösen Vergleich – neben der konkreten Ausgestaltung der Riten, Mythen und Doktrinen in den einzelnen Religionskulturen – besonders die Relationen zwischen diesen drei Komponenten innerhalb der jeweiligen Religionen. Rituelle Vollzüge, mythische Erzählungen und als wahr geglaubte Lehrinhalte gehen in den Religionen jeweils verschiedene Verbindungen ein und erhalten in diesen Verbindungen ein von Religion zu Religion unterschiedliches Gewicht.

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