04 Apr

Warum es höchste Zeit ist, Rawls zu historisieren – und so die politische Philosophie der Gegenwart vom Bann des politischen Liberalismus zu befreien

Von Oliver Flügel-Martinsen (Bielefeld)


Rawls‘ politische Philosophie kann seit Erscheinen seines epochemachenden Buches A Theory of Justice im Jahr 1971 als das einflussreichste Paradigma der politischen Philosophie der Gegenwart gelten. Das mag man bewundern. Aber eine solche Dominanz – welcher Prägung auch immer – schränkt nicht nur im Allgemeinendie Vielfalt politischen Denkens ein. Vor allem ist Rawls‘ Denken im Besonderen nur wenig geeignet, zeitdiagnostisch und gesellschaftstheoretisch informierte kritische Perspektiven auf unsere politische Gegenwart zu eröffnen, deren wir in einer polarisierten politischen Welt so dringend wie vielleicht noch nie bedürfen und von denen sich weite Teile der heutigen politischen Philosophie aufgrund des rawlsschen Einflusses denkbar weit entfernt haben.

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