23 Mrz

Eine Frage der Berührung

Barbara Schellhammer (München)


Dieser Blogbeitrag basiert auf einem Aufsatz, der in einem Schwerpunkt zur COVID-19 Pandemie in der neuesten Ausgabe der Zeitschrift für Praktische Philosophie (ZfPP) erschienen ist. Der Aufsatz kann auf der Website der ZfPP kostenlos heruntergeladen werden.

Dieser Blogbeitrag kann auch als Podcast gehört und heruntergeladen werden:


Gerade in Ausnahmesituationen rücken Menschen zusammen – eigentlich. Das ist in Zeiten des Coronavirus anders, denn hier gilt das Gebot des „social Distancing“. Wir sind, wie dies Angela Merkel, mit Verweis auf eine „scheinbar paradoxe Sache“, ausdrückte, aufgefordert, Solidarität zu zeigen, indem wir Abstand halten. Weniger ambivalent und scheinbar glasklar klingt die Sache beim österreichischen Kanzler Sebastian Kurz: „Jeder soziale Kontakt ist einer zu viel“. Wie bei vielen, die hinsichtlich der Bedrohung durch das Virus vor allem biopolitisch argumentieren, zeigt sich auch hier eine schwerwiegende Missachtung unserer (Zwischen-)Leiblichkeit. Nicht selten hört man dann noch beschwichtigend, beim „social Distancing“ handle es sich ja eigentlich „nur“ um ein „physical Distancing“. Es ist sicher auch richtig, dass wir die Bedeutung von uns nahestehenden Menschen, die uns sonst kaum in den Sinn kommen, besonders deutlich spüren, wenn wir ihnen nicht mehr begegnen dürfen. Einige sprechen hier von einer „Dialektik der Distanz“ oder von einer „neuen Nähe“, die sich gerade aus der Distanz ergebe.

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