Wissenschaftlicher Nachwuchs

Die Lage des wissenschaftlichen Nachwuchses in Deutschland wie auch in Österreich ist prekär. Die allermeisten Anstellungsverhältnisse sind befristet, unbefristete Stellen hart umkämpft und es herrscht ein großes Maß an Unsicherheit bis in ein Alter, in welchem die Kolleg_innen sicherlich nicht mehr als „Nachwuchs“ zu bezeichnen sind. Diese Feststellungen treffen auf alle akademischen Disziplinen in mehr oder weniger gleichem Ausmaß zu, wenn auch universitätsexterne (z.B. die Employability außerhalb der Universität) und –interne (z.B. die Verteilung von Drittmitteln und universitäre Schwerpunktsetzungen) Rahmenbedingungen die Lage in den Geisteswissenschaften und auch der Philosophie zusätzlich verschärfen. Die prekäre Situation des wissenschaftlichen Nachwuchses ist dabei jedoch ein länderspezifisches Problem (genannt werden in der Debatte vor allem die USA und Großbritannien als positive Gegenbeispiele), was den Vergleich nahelegt und auch die Frage, inwieweit auswärtige positive Impulse oder konkrete Änderungsvorschläge übernommen werden können.

Der Blog prae|faktisch will sich der Lage des wissenschaftlichen Nachwuchses auf mehreren Ebenen und aus unterschiedlichen Perspektiven zuwenden. Dabei sind hochschulpolitische Aspekte der rechtlichen und ökonomischen Rahmenbedingungen ebenso zu berücksichtigen wie Fragen der universitäts-, ja institutsinternen Organisation und Hierarchie. Ethische und sozialphilosophische Reflexionen auf die Lage des wissenschaftlichen Nachwuchses und die Entwicklung politisch-praktischer Perspektiven etwa auf die Organisierung und Solidarisierung des Nachwuchses stellen ein weiteres Feld der Analyse dar.

Der Blog prae|faktisch lädt dazu ein, sich mit diesen und anderen Fragen kritisch auseinanderzusetzen. Der Fokus liegt dabei auf die Lage des wissenschaftlichen Nachwuchses im Bereich der Philosophie, Beiträge, die sich dem Thema aus einer breiteren Perspektive widmen, sind jedoch ebenso willkommen. Konkrete Bezugspunkte sind dabei auch das jüngst veröffentlichte Positionspapier „Nachhaltige Nachwuchsförderung“, welches eine Arbeitsgruppe der Deutschen Gesellschaft für Philosophie und der Gesellschaft für Analytische Philosophie erarbeitet hat, sowie eine Stellungnahme der Society for Women in Philosophy (SWIP Germany) zu diesem Papier.

Solchen Fragen widmen sich die Beiträge in diesem Themenblock. Wenn auch Du eine Idee für einen Beitrag hast, schicke uns bitte einfach eine Email!


10. August 2020
„Generell wären alle äußeren Umstände nicht so belastend, wenn man unbefristet angestellt wäre“[1] von Andrea Klonschinski (Kiel) 1. Einleitung Mit Arbeit im Homeoffice, abgesagten Konferenzen, digitaler Lehre und Online-Prüfungen liegt…
27. Dezember 2018
von Christine Bratu (München)   Wenn wir kurz von den riesigen Privilegien absehen, die auch ein befristeter Job in der akademischen Philosophie mit sich bringt (etwa dass man für’s Philosophieren…
4. Dezember 2018
Von Freya Gassmann (Saarbrücken)   Zeit wird im Wissenschaftssystem interessanterweise als überaus wichtig angesehen, gleichzeitig wird ihre Rolle aber weitgehend vernachlässigt. Die Universität ist eine der ältesten Institutionen in Europa…
20. November 2018
von Christine Tiefensee (Frankfurt) Will man Thomas Kuhn Glauben schenken, folgt auf die Krise des alten wissenschaftlichen Paradigmas wissenschaftliche Revolution. Der Vergleich zwischen Kuhns Revolutionen und der derzeit stark diskutierten…
23. Oktober 2018
von David Willmes (Freiburg im Breisgau)   Was fällt Ihnen zuerst ein, wenn Sie Begriffe wie „Betreuer“ oder „Nachwuchs“ hören? Fragt man Lieschen Müller, wird sie wohl kaum an Hochqualifizierte…
18. September 2018
von Achim Stephan (Osnabrück) Die modellhaften Überlegungen, die von Mitgliedern der DGPhil und der GAP gemeinsam angestellt wurden, um die Situation für unsere nicht dauerhaft beschäftigten jüngeren Kolleginnen und Kollegen etwas…