
Praefaktisch wächst erneut!
Nun schon zum zweiten Mal hat sich unser Praefaktisch-Team vergrößert! Seit Dezember 2024 bereichern Karen Koch und Jonas Ouass unsere Redaktion. Um die beiden näher kennenzulernen, haben wir wieder ein kleines Interview für Euch vorbereitet.
Karen, warum bist Du jetzt bei Praefaktisch dabei?
Mich begeistert die Idee Philosophie öffentlich zugänglich zu machen, und zwar auf eine leichte (ohne die strengen Anforderungen, die Veröffentlichungen in Academia sonst unterliegen), leicht verständliche und informative sowie kompetente Weise. Und dies sowohl für eine breitere Öffentlichkeit als auch für andere Philosoph:innen, insbesondere auch für Philosoph:innen verschiedener Schwerpunkte.
Welche Themen bringst Du mit – und warum gerade diese?
Ich interessiere mich dafür, was Philosophie eigentlich ist, was wir da eigentlich tun, wenn wir philosophieren. Das scheint mir ein Thema zu sein, dass für einen Austausch in Blogform sehr geeignet ist.
Mich interessiert dabei vor allem auch (und dies momentan vor allem mit Kant, Schelling und Hegel), inwiefern wir Philosophie und unser philosophisches Tun auch immer als (historisch, sozial etc.) situiert begreifen müssen, ohne es dadurch zu relativieren.
Was ist ein unterschätztes Thema in der Philosophie, das mehr Aufmerksamkeit verdient?
Mir scheint die Frage nach dem philosophischen Kanon eine immer noch unterschätzte Frage zu sein. Eine, die ich auch lange selbst unterschätzt habe, und ich nun immer mehr in Bezug auf meine eigene philosophische Spezialisierung (immerhin arbeite ich vorrangig zu Figuren wie Kant und Hegel) reflektiere. Ich halte es für wichtig, darüber zu reflektieren, warum welche Leute im Kanon sind und warum andere überhaupt nicht sichtbar sind. Die Frage danach, welche strukturellen Bedingungen dazu geführt haben, dass es sich so verhält, ist für mich auch eine Frage mit genuin philosophischer Relevanz.
Was ist Dein für die Philosophie am wenigsten nützliches Talent?
Ich glaube in der Form nicht an Talente. Ob man etwas gut oder weniger gut kann, hängt schließlich nicht nur von natürlichen Anlagen ab, sondern auch von der Form der Sozialisierung. Ich esse aber gerne beim Denken, was nicht gerade günstig ist, da mein Laptop oft entsprechend aussieht.
Mit wem aus der Philosophiegeschichte würdest Du gern mal einen Kaffee, Tee oder Wein trinken?
Mein erster spontaner Gedanke war mit Simone de Beauvoir und Jean-Paul Sartre – zum einen, weil man mit beiden sicherlich einen fröhlichen Abend verbringen kann und zum anderen, weil mich ihre Themen persönlich sehr stark ansprechen und angesprochen haben, selbst wenn ich direkt nicht dazu arbeite. Streit- oder Diskussionspunkt wäre sicherlich die Konzeption von Freiheit.
Beim weiteren Überlegen würde ich mich jedoch auch sehr über einen Kaffee mit Edith Stein freuen. Sie ist nicht nur historisch eine beeindruckende Figur, sondern zugleich finde ich Ihre Philosophie, in die ich mich immer mehr hineinarbeite, spannend, aufschlussreich und anregend. So würde ich gerne mit ihr über Ihre Konzeption von Empathie reden aber auch vor allem über die Rolle, die sie dem Leib und generell Leiblichkeit in ihrer Philosophie zuspricht. Mir scheint, dass sie ihre Philosophie durch den Fokus auf den Leib sehr stark situiert und andererseits verfolgt sie eben einen universellen Anspruch. Mich interessiert, wie sich beides zueinander verhält.
Eine kleine philosophische Schnellrunde gefällig?
Kant oder Hegel?
Beide
Mayo, Ketchup oder Senf?
Senf
Kaffee oder Tee?
Beides
Ein Leben ohne Philosophie wäre …
Nicht mein Leben.
Wandern oder Sitzen und Beobachten?
Wandern
Meditieren oder Joggen?
Joggen
Danke, Karen!
Jonas, warum bist Du jetzt bei Praefaktisch dabei?
Als ich die Ausschreibung gesehen habe, dass ein neues Redaktionsmitglied gesucht wird, war mir gleich klar, dass ich gerne Teil von Praefaktisch sein würde. Denn irgendwann während des Studiums stellte sich mir die Frage nach dem gesellschaftlichen Wert des Philosophierens. Der persönliche Wert, den Philosoph:innen der Philosophie abgewinnen, ist oft selbstverständlich gegeben und leicht lässt sich darüber die Frage nach dem gesellschaftlichen Wert verdrängen. Aber welche Rolle spielt man als Philosoph:in in der Gesellschaft, was leistet sie in und für die Gesellschaft? Ein wichtiger Teil einer möglichen Antwort schien mir in der Wissenschaftskommunikation zu liegen. Daher engagiere ich mich seither vielseitig in der Wissenschaftskommunikation, z. B. organisiere ich regelmäßig Philosophy-Slams und eine Philosophie-im-Kino-Reihe, schreibe immer mal wieder gerne Artikel und suche stets nach neuen Wegen oder Projekten, WissKomm in der Philosophie umzusetzen.
Die Art, wie Praefaktisch WissKomm umsetzt, sagt mir besonders zu, weil sie sowohl locker als auch akademisch angebunden ist und weil Praefaktisch nicht nur WissKomm sein möchte, sondern auch zur Vernetzung unter Philosoph:innen dienen soll. Das ist eine besonders spannende Mischung!
Welche Themen bringst Du mit – und warum gerade diese?
Mich interessieren besonders allerlei Phänomene, die sozial oder emotional relevant sind. Das können z. B. Gefühle oder Phänomene wie Selbsttäuschung sein. Dabei interessieren mich unterschiedliche Perspektiven auf diese, um ihrer Komplexität möglichst gerecht zu werden: Ethische, phänomenologische, soziale, etc. Auch Grundlagen-Fragen interessieren mich.
Für welche philosophische Frage hattest Du noch keine Zeit, mit der Du Dich aber in Zukunft gerne beschäftigen möchtest?
Philosoph:innen interessieren sich ja meist für ganz viele Themen und lassen sich leicht begeistern. Und so gibt es auch mehrere Themen, die ich im Blick behalte, um mich darin in Zukunft einzudenken, wenn ich Zeit habe. Aber ein Thema, das ich schon länger im Blick behalte, sind Diskussionen. Philosoph:innen diskutieren ständig, aber Diskussion ist nicht gleich Diskussion. Man ist z. B. stets auch leiblich involviert in die Diskussion oder hat bestimmte Vorstellungen über Diskussionen (die sich dann u. a. in unserer Wortwahl offenbaren); Beides sind Beispiele für Faktoren, die jede Diskussion – unabhängig von deren Inhalt – ganz entscheidend mitprägen.
Was ist Dein für die Philosophie am wenigsten nützliches Talent?
Ich kann gut peripher sehen. Beim Fußball ist das in vielerlei Hinsicht nützlich; Fürs Philosophieren bringt es gar nichts. Allgemein scheint das Fußball-Spielen für mich ein Gegenpol zum Philosophieren zu sein: Auf dem Fußballplatz habe ich das seltene Gefühl, überhaupt nichts mehr mit meinem Philosophen-Ich gemein zu haben.
Mit wem aus der Philosophiegeschichte würdest Du gern mal einen Kaffee, Tee oder Wein trinken – und worüber würdet Ihr streiten?
Zu einem Wein-Trinkgelage würde ich mich liebend gerne mit Sokrates treffen, wobei er mich sicher und schnell unter den Tisch trinken würde bei der ihm nachgesagten Trinkfestigkeit. Einen Tee würde ich am liebsten mit dem indischen Philosophen Krishnamurti trinken. Mit beiden würde ich gerne darüber reden, was sie eigentlich wollten und was das Leben auf einer ganz grundsätzlichen Ebene ausmacht.
Auch mit Hermann Schmitz hätte ich gerne einen Tee getrunken und mich über das Verhältnis von Gefühlen, Leib und Raum unterhalten.
Zum Abschluss nochmal eine Schnellrunde:
Kaffee oder Tee?
Auf jeden Fall Tee!
Ein Leben ohne Philosophie wäre …
Eine Zumutung! Vielleicht aber auch sehr glücklich?
Lieber denken mit Musik oder in Stille?
Bei Tiefgängen Stille, bei Oberflächlichem oder Kreativem gerne mit Musik.
Lieblingszitat?
„Voilá, c’est tout.“, die letzten Worte des kleinen Prinzen, bevor er sich der Schlange und damit dem Tod hingibt. (Man beachte: Ganz ohne Fragezeichen sagt er das!)
Wandern oder Sitzen und Beobachten?
Beides! Still beobachten vielleicht ein wenig mehr.
Diskutieren oder Schreiben?
Wohlwollendes Diskutieren, sonst Schreiben.
Danke, Jonas!