16 Nov

Über den Begriff der Schreibform bei Ludwig Wittgenstein

Von Marcus Döller (Erfurt)


In einem flüchtigen Notat aus seinen privaten Denktagebüchern gibt Wittgenstein Auskunft über den Begriff der „Schreibform“. Mit dem Begriff der „Schreibform“ gibt Wittgenstein Aufschluss über die Grundform seines Denkens. Die Weise philosophischen Denkens, die Wittgenstein vollzieht, gibt es nur im Schreiben und nur als Schreiben. Denken und Schreiben fallen in eines. Im Schreiben aber wird das Gedachte von innen her transformiert und konstituiert. Es gibt also keinen Gedanken vor dem Schreiben, der für den Vollzug des Denkens im Schreiben bedeutsam wäre, sondern erst im Schreiben als eine Vollzugsform des Denkens bringt sich der Gedanke selbst hervor. Wittgensteins Formulierung dafür ist, dass wir nur fähig sind aufzuschreiben, was „in der Schreibform in uns entsteht“. Damit muss zweierlei verstanden werden: erstens, was es heißt, etwas aufschreiben zu können und zweitens, was es heißt, dass Gedanken in uns entstehen: Was heißt es etwas zu können und was heißt es in diesem Können etwas in uns entstehen zu lassen? Beides, die Fähigkeit schreiben zu können und in der Form des Schreibens das Schreiben von innen her zu verändern, hängen konstitutiv zusammen.

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