08 Mrz

Nachdenken über den Frieden in Zeiten des Krieges

Von Philipp Gisbertz-Astolfi (Göttingen)


Es tobt ein Krieg in Europa. Was vor Kurzem noch undenkbar schien, ist heute traurige und schockierende Realität. Die philosophische Ethik des Krieges bietet vieles, was sie uns Bereicherndes über diesen Krieg lehren kann. Am Ende bringt sie uns dorthin, woran ohnehin kein Zweifel bestehen darf und kann: Dieser Krieg ist ungerecht und verwerflich. Ich will hier einen anderen Fokus wählen, einen Ansatz der Hoffnung, einen Blick auf das gerade beinahe Undenkbare: den Frieden.

Keine Frage: Als Ethiker:in sollte man sich nicht vor dem Ungerechten verstecken, sollte es aushalten, dass einen diese Ungerechtigkeit zur Verzweiflung bringt, und dennoch weiter darüber nachdenken, Gedanken und Argumente sortieren und die Vernunft und Moral vor jenen zynischen Stimmen verteidigen, die sie entweder mit Lügen verdrehen oder mit einem vorgeschobenen und nur scheinbaren Realismus bestreiten. In der Ethik des Krieges finden wir zahlreiche kluge und leider aktuell allzu notwendige Argumente gegen einen solchen Realismus und gegen einen solchen Krieg. Die vielleicht wichtigste Erkenntnis: Selbst, wenn man die von der russischen Regierung vorgeschobenen Kriegsgründe für bare Münze nehmen würde, selbst, wenn man annähme, dass die zum Teil absurden Behauptungen stimmten, würde das nicht genügen, um diesen Krieg ethisch zu rechtfertigen.

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