26 Jul

Philosophiezeitschriften: wofür sie gebraucht und wie sie gemacht werden könnten

Von Gottfried Schweiger (Salzburg)


Zeitschriften erfüllen zumindest drei Funktionen für Philosoph_innen: Sie bieten den Autor_innen die Möglichkeit, ihre Texte zu veröffentlichen. Sie bieten den Herausgeber_innen die Möglichkeit, die Texte anderer zu veröffentlichen. Sie bieten den Leser_innen (aka der peer group, weil wer anderer ist es meistens nicht) die Möglichkeit, diese Texte zu lesen. Für die Autor_innen und Herausgeber_innen sind mit diesen Tätigkeiten weitere Vorteile (auch einige Nachteile) verbunden: sie können Leser_innen finden und mit ihrer peer-group interagieren, Prestige und Satus aus der Veröffentlichung bzw. Herausgabe ziehen (was wiederum relevant für die Karriere etc. ist), eventuell damit Geld verdienen (über die VG Wort, sonst eher nicht) und ihren Job gegenüber ihrem Arbeitgeber (der sie u.a. für die Veröffentlichung wissenschaftlicher Texte bezahlt) und auch anderen rechtfertigen (z.B. gegenüber Freunden und Verwandten, die manchmal fragen, was man als Philosoph_in denn so eigentlich tut). Die Nachteile sind aber mitunter auch nicht ohne: es macht viel Arbeit, Zeitschriftenartikel zu schreiben und Zeitschriften herauszugeben (und auch zu begutachten, aber Gutachter_innen sind eine besonders gering geschätzte und unsichtbare Gruppe in dieser ganzen Sache). Es kann auch sehr frustrierend sein, wobei die Frustration nicht gleichmäßig verteilt ist und Autor_innen oft stärker darunter leiden als die Herausgeber_innen. Dann kommt das hohe Risiko dazu, enttäuscht zu werden – wiederum ein Risiko, das die Autor_innen schultern müssen. Und wessen Beiträge (fast) immer und (fast) überall abgelehnt werden, der ist mitunter in Gefahr, aus dem System rauszufallen (publish or perish heißt es für die vielen befristeten Kolleg_innen) oder das Feld zwecks Selbstschutz zu verlassen, weil es nur schwer zu ertragen ist, ständig zu lesen, dass die eigenen Arbeiten eigentlich Mist sind.

Weiterlesen