Toleranz in Liebe und Freundschaft
Von Michael Kühler (Karlsruhe)
Ähnlich wie in der politischen Philosophie scheint Toleranz auch innerhalb von Liebesbeziehungen oder Freundschaften ein zweischneidiges Schwert zu sein.[1] Tolerant zu sein wird einerseits für ein friedliches und gedeihliches Miteinander als außerordentlich hilfreich oder gar geboten gesehen (für eine einführende Übersicht siehe Forst 2017). Dies gilt freilich in erster Linie für das Verhältnis zwischen Menschen, die einander nicht näher bekannt sind. Andererseits lautet eine altbekannte Kritik, dass andere lediglich zu tolerieren fundamental zu kurz greift. Vielmehr ist (wechselseitiger) Respekt vor der Person gefordert. Und während wir auch in Liebesbeziehungen oder Freundschaften den Ratschlag kennen, tolerant zu sein, so erscheint es geradezu widersprüchlich, eine geliebte Person zugleich lediglich zu tolerieren.
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