16 Nov

Das Alter bekämpfen oder akzeptieren? Eine philosophische Perspektive auf das gute Leben im Alter

Von Nadine Mooren (Münster)


Der Schriftsteller Jean Améry hat den Umgang mit dem Alter einmal auf die folgende Alternative gebracht: Wir könnten dagegen revoltieren oder resignieren. Für Améry ist die Revolte gegen das Alter der einzig sinnvolle Weg. Im Fundus der Philosophiegeschichte lassen sich jedoch auch Philosoph*innen entdecken, die dafür argumentiert haben, dass ein gutes Leben im Alter vor allem mit Gelassenheit und Akzeptanz zu tun hat.

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02 Feb

Künstliche Intelligenz und Meaning in Life: Ein kurzer Überblick über ein neues Forschungsfeld

von Markus Rüther (Jülich/Bonn)

Unter den Schlagworten „Künstliche Intelligenz“ und „Digitalisierung“ werden viele Technologien diskutiert, die bereits heute unseren Alltag bestimmen. In ethischer Hinsicht werden vor allem die Folgen solcher Technologien für das Wohlergehen (z. B. das Glück) des Individuums und die gesellschaftliche Ordnung in den Blick genommen. Aber ist das wirklich schon alles? Gibt es nicht auch ethische Fragestellungen, die jenseits dieses bipolaren Modells liegen?

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11 Jun

Sinn im Leben: Von Wertpluralisten und empirischer Sinnforschung

Dieser Blogbeitrag basiert auf einem Aufsatz, der im Schwerpunkt „Das Schöne, Wahre und Gute. Das sinnvolle Leben in der Diskussion“ in der Zeitschrift für Praktische Philosophie erschienen ist.


von Katja Stoppenbrink (WWU Münster)


„The purpose of life is a life of purpose.“

[US-Zitatsammler & Billardstar Robert Byrne (1930-2016)]

Gibt es ‚Sinn im Leben’? Dass es sich dabei um eine vom ‚Sinn des Lebens‘ zu unterscheidende Frage handelt, erschließt sich womöglich erst auf den zweiten Blick. Auch für die Philosophiegeschichte lässt sich diese Diagnose reklamieren: Erst in der Gegenwart beschäftigen sich Philosophinnen und Philosophen (alle Geschlechter hier und nachfolgend jeweils miterfasst!), insbesondere auch analytisch orientierte Philosophen, mit dieser für das menschliche Leben aus einer geteilten Binnenperspektive (‚Teilnehmerperspektive‘) heraus grundlegenden Frage wie dem, was denn ‚Sinn im Leben‘ausmachen könne. – Gehen wir, die wir uns womöglich als Sinnsucherinnen verstehen, in medias res: Ist Sinn im Leben wichtig? Wenn ja: warum? Und um was für einen Wert handelt es sich dabei?

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07 Mai

Wie ist die Frage nach dem Sinn des Lebens zu verstehen?

von Tatjana Visak (Bayreuth)


Man kann sich fragen, warum es überhaupt Leben oder insbesondere menschliches Leben gibt. Was ist der Sinn von (menschlichem) Leben? Man kann sich außerdem die Frage stellen, ob das eigene Leben sinnvoll ist, ob es beispielsweise Sinn hat, das eigene Leben (auf eine bestimmte Weise) weiter zu führen. Letzteres ist die Frage nach dem Sinn des Lebens, oder dem Sinn im Leben, um die es hier gehen soll. In diesem Beitrag möchte ich diese Frage allerdings nicht beantworten. Stattdessen möchte ich einen Vorschlag machen, wie die Frage zu verstehen ist. Wonach fragen wir eigentlich, wenn wir wissen wollen, ob unser Leben sinnvoll ist, oder wenn wir darüber nachdenken, wie wir unserem Leben mehr Sinn verleihen können? Wie ist der Sinnbegriff in diesem Zusammenhang zu verstehen?

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16 Apr

Der Nagel hat es auf den Kopf getroffen.

von Birgit Beck (TU Berlin)


„Vorher aber möchte ich bemerken, daß ich von keinem der Dinge, die ich sagen werde, mit Sicherheit behaupte, daß es sich in jedem Fall so verhalte, wie ich sage, sondern daß ich über jedes einzelne nur nach dem, was mir jetzt erscheint, erzählend berichte.“[1]

Der Sinn des Lebens? Klar, 42! Damit könnte man sich achselzuckend von dieser Frage abwenden und sich dem Tagesgeschäft widmen. Allerdings läuft man dann Gefahr, von der Sinnfrage unversehens doch wieder eingeholt zu werden. Vielleicht nicht von der bis auf Weiteres wohl unbeantwortbaren großen Frage nach dem Sinn des Lebens, aber doch von allerlei kleinen und größeren Sinnlosigkeiten, mit denen man sich lebensweltlich herumschlagen und zu denen man sich irgendwie verhalten muss. Versteht man also die Frage ‒ eine Differenzierung von Ludwig Siep aufgreifend[2] ‒ eher so, dass nach dem Sinn im Leben gefragt wird, dann erscheint sie bereits wesentlich brisanter und man wird über kurz oder lang nicht darum herumkommen, sich damit auseinanderzusetzen.

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02 Apr

Sinn und Moral

von Simon Weber (Universität Bonn)


Das eigene Leben als sinnvoll zu erfahren ist Teil des menschlichen Glücks. Das weiß jede, die schon einmal in einer handfesten biographischen Krise gesteckt hat. Ebenso beruht unsere Bewunderung für Persönlichkeiten wie Mutter Teresa, Albert Einstein und Paul Gauguin nicht zuletzt darauf, dass wir ihre Leben als in herausragendem Maße mit Sinn erfüllt begreifen. Insofern wir am Gelingen unseres eigenen Lebens interessiert sind, haben wir daher Grund nach Sinn zu streben.

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19 Mrz

Die Frage nach dem Sinn des Lebens

von Joachim Bromand (Bonn/Mannheim)


Hinsichtlich der Frage nach dem Sinn des Lebens sind zunächst zwei Fragestellungen zu unterscheiden: die ‚subjektive‘ Frage danach, ob bzw. wie es möglich ist, sein Leben sinnerfüllt zu gestalten, und die ‚objektive‘ Frage danach, ob unsere Existenz unabhängig von unseren eigenen Wünschen und Zielen einen bestimmten Zweck besitzt. Hinsichtlich der ersten, in der Philosophie zumeist diskutierten ‚subjektiven‘ Frage sind alltägliche Einschätzungen, welche Arten der Lebensführung sinnerfüllter sind als andere, an der Tagesordnung: „Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos.“ (Loriot) Über dasjenige, was ein sinnerfülltes Leben aus- macht (und ob es tatsächlich einen Mops braucht), kann dabei freilich gestritten werden (vgl. den Beitrag von M. Kühler). Wollte man auf der Basis der uns heute bekannten Fakten aber etwa bestreiten, dass Mutter Theresa ein sinnerfülltes Leben geführt hat, verwendete man den Ausdruck sinnerfüllt wohl einfach in einem anderen als dem allgemein üblichen Sinne und redete somit am allgemeinen Sprachgebrauch vorbei. Im Folgenden wollen wir die ‚subjektive‘ Frage nach einem erfüllten Leben beiseitelassen und uns vielmehr der zweiten, ‚objektiven‘ Frage zuwenden. Hier geht es um die Frage(n), warum oder wozu wir existieren, wobei es im Rahmen der warum-Frage nicht um die physikalisch-biologischen Ursachen unseres Daseins, sondern im Sinne einer teleologischen Erklärung um dessen Funktion bzw. Zweck geht. Bei der zweiten Frage geht es dabei weniger um den spezifischen Sinn der Existenz eines einzelnen Individuums, sondern – wie bereits die bestimmten Artikel in „der Sinn des Lebens“ nahelegen – vielmehr um den Sinn der Existenz denkender Individuen wie uns überhaupt.

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05 Mrz

Wer fragt nach dem Sinn des Lebens?

von Christian Thies (Passau)


Oft hört man die Ansicht, alle Menschen würden nach dem Sinn des Lebens fragen, sogar in allen Epochen und in allen Kulturen. Diese Auffassung halte ich für falsch.

Zwar ist es richtig, dass die Frage nach dem Sinn des Lebens zu denen gehört, die Immanuel Kant im ersten Satz zur Vorrede der ersten Auflage der „Kritik der reinen Vernunft“ beschreibt: Fragen, mit denen die menschliche Vernunft sich selbst belästigt, die sie nicht abweisen kann und die doch ohne Antwort bleiben müssen. Dabei werden sie nicht falsch gestellt – sie ergeben sich im Gegenteil mit einer gewissen gedanklichen Notwendigkeit –, aber wir überschreiten mit ihnen die Grenzen unserer kognitiven Kompetenzen. Solche Fragen gehören in die Metaphysik. Die klassischen Themen, die Kant im Blick hatte, waren Seele, Welt und Gott. Typische Fragen einer modernen Metaphysik sind „Warum ist überhaupt etwas und nicht vielmehr nichts?“ und „Was darf ich hoffen?“.

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21 Feb

„Besser, nicht geboren zu sein“. Ist es rational, die eigene Existenz zu bedauern?

Dieser Blogbeitrag basiert auf einem Aufsatz, der im Schwerpunkt „Das Schöne, Wahre und Gute. Das sinnvolle Leben in der Diskussion“ in der Zeitschrift für Praktische Philosophie erschienen ist.


von Oliver Hallich (Duisburg-Essen)


Wohl jeder, der sich jenseits der Tagesroutine über das eigene Dasein und dessen Bedeutung Gedanken macht, wird in dunklen Momenten gelegentlich der Ansicht zuneigen, dass das eigene Leben sinnlos sei. Eine Überzeugung, die mit der Einstufung des eigenen Lebens als sinnlos häufig einhergeht, ist diejenige, dass es besser wäre, nicht geboren worden zu sein. Wer sein Leben als sinnlos ansieht, wird häufig seine Nicht-Existenz als vorzugswürdig gegenüber seiner Existenz einstufen und sich wünschen, nicht geboren worden zu sein. Was ist damit gemeint? Und lässt sich eine solche Überzeugung begründen?

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