Frau Baerbocks Auftritt vor der UN-Vollversammlung: Eine ikonographische Analyse
Von Veronika Surau-Ott (Greifswald) und Konrad Ott (Kiel)
Nicht erst im Zeitalter digitaler Technologien wird Kriegspolitik medial inszeniert. Solche medialen Inszenierungen können beabsichtigt und geplant sein. Sie dienen dann der Desinformation, der Verunsicherung und der Entmutigung. Dies ist ordinäre Propaganda („phony war“). Sie können sich aber auch spontan und ungeplant ereignen. Dann greifen sie, ohne dass dies von den Akteuren beabsichtigt sein mag, zurück auf die uns allen eingeprägte Symbolsprache, die moralischen Codierungen unserer Kultur, die in der symbolisch strukturierten Lebenswelt „menschheitlich“ verwurzelt sind. Tiefe kulturelle Deutungsmuster, Archetypen und lebensweltliche Überzeugungen, die in gewisser Weise für uns unhintergehbar sind, verschränken sich und treten spontan und unverhofft in Kontexten auf, in denen sie normalerweise nicht vorgesehen sind. Solche sprachlich vermittelten Szenen sind darum so wirkmächtig, weil sie nicht vollauf bewusst inszeniert werden, sondern in ihrer Performanz an archetypischen Bildern und Narrativen partizipieren.
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