16 Mai

Demokratie und Zukunft

von Manfred Brocker (Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt)

I. Die Herausforderungen der Zukunft: Existenzrisiken für die Menschheit

Die Gefahren für das Überleben der Menschheit sind zahlreicher geworden in den letzten Jahrzehnten. Die Fortexistenz der Gattung steht auf dem Spiel. Die gegenwärtige Zivilisation des Anthropozäns (Crutzen 2011) bedroht (a) massiv die Natur und damit ihre eigenen Lebensgrundlagen; aber auch (b) die Natur, so wissen wir heute, bedroht den Fortbestand unserer Spezies.

(a) Zu den anthropogen induzierten Risiken für die Fortexistenz der Menschheit zählt vor allem der Klimawandel (vgl. IPCC 2018). Er hat, so zeigt die zeitgenössische Klimaforschung, mittelfristig Hitzewellen, Stürme und Überflutungen zur Folge: ganze Küstenregionen werden durch den Anstieg des Meeresspiegels unbewohnbar werden. Andere Regionen der Erde werden versteppen. Die menschlichen Grundbedürfnisse werden zunehmend schwerer zu befriedigen sein. Das starke Bevölkerungswachstum beschleunigt diese Entwicklung.

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23 Okt

Die Coronamüdigkeit der Philosophie, oder: wie soll die Zukunft aussehen?

von Gottfried Schweiger (Salzburg)


Die COVID-19 Pandemie ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Der kurze Sommer der Erleichterung ist dem Herbst der Ernüchterung gewichen. Alle blicken gebannt und gespannt, manche ängstlich, viele genervt, in die nahe Zukunft des Winters. Die Pandemie hat bislang gezeigt, was Philosophie kann und zeigt jetzt umso deutlicher, was sie nicht kann: kraftvolle Szenarien für eine gerechte Gesellschaft der Zukunft entwickeln.

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12 Mrz

Gerechte Verteilung oder verantwortbares Handeln? Nichtwissen als Herausforderung der Zukunftsethik

von Johannes Müller-Salo (Hannover)


Was muss ich wissen, um gerecht verteilen zu können?

Schon wieder steht ein Kindergeburtstag vor der Tür. Sieben Jahre ist Sophie nun alt. Neue Schul- und alte Kindergartenfreunde wuseln durch den Garten. Die Eltern des Geburtstagskinds sind vollauf mit ihren Aufsichtspflichten beschäftigt. Sie selbst wollten eigentlich gerade nur Ihr Kind vorbeibringen, als Sophies Vater Sie bittet, ob Sie nicht noch kurz im Haus – „er steht schon auf dem Esstisch!“ – den Geburtstagskuchen anschneiden könnten. Eine Kleinigkeit. „Wie viele Stücke sollen es denn werden?“ Diese Frage müssen Sie noch loswerden, dann können Sie ans Schneiden gehen.

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14 Jan

Nichtwissen in der Technikfolgenabschätzung

von Armin Grunwald (Karlsruhe)


1.         Technikfolgenabschätzung (TA)

Spätestens seit den 1960er Jahren wurden erhebliche nicht intendierte Folgen von wissenschaftlich-technischen Entwicklungen in teils dramatischen Ausprägungen unübersehbar. Unfälle in technischen Anlagen (Seveso, Bhopal, Tschernobyl, Fukushima), Folgen für die natürliche Umwelt (Artensterben, Luft- und Gewässerverschmutzung, Ozonloch, Klimawandel), soziale Nebenfolgen von Technik (z.B. Arbeitsmarktprobleme als Folge der Automatisierung), ethische Herausforderungen (z.B. der Pflegerobotik) und absichtlicher Missbrauch von Technik (z.B. durch Cyber-Attacken) haben Schatten auf allzu fortschrittsoptimistische Zukunftserwartungen geworfen. Neben der weiter bestehenden Hoffnung auf bessere Technik ist ihre Ambivalenz zu einer zentralen Gegenwartsdiagnose geworden (Grunwald 2010).

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