Ludwig Wittgensteins Leben ist sagenumwogen. Ist es zunächst von immensem Reichtum und familiären Tragödien geprägt, emanzipiert sich Wittgenstein später von solchen Einflüssen und ergründet geradezu erbarmungslos die tiefsten Fragen der Philosophie. Ergebnis dieser Bemühungen ist das teilweise im Krieg verfasste und 1921 erstmals veröffentlichte Werk Logisch-philosophische Abhandlungen (wahrscheinlich besser bekannt unter dem Titel Tractatus Logico Philosophicus), mit dem er meint, alle philosophischen Probleme gelöst zu haben. Mit diesem hochgradig originellen Werk, das einige für genial und andere für wirr oder unverständlich halten, hat er offenbar den damaligen Zeitgeist getroffen. Nicht nur in Cambridge war man fasziniert, auch der Einfluss, den Wittgenstein mit dem Tractatus auf die Mitglieder des Wiener Kreises nimmt, ist kaum zu überschätzen. Wittgenstein stirbt 1951. Posthum sind u.a. seine Philosophischen Untersuchungen erschienen, die sich in Stil und Inhalt derart vom Tractatus unterscheiden, das oftmals zwischen einem frühen und einem späten Wittgenstein unterschieden wird – fast so, als handele es sich um unterschiedliche Menschen. Im Jahr 2021 jährt sich sowohl Wittgensteins Tod zum 70. Mal als auch das Erscheinen des Tractatus zum 100. Mal. Aus diesem Anlass bringen wir auf praefaktisch einen Themenblock zu Ludwig Wittgenstein. Welchen Einfluss hatte Wittgenstein auf das Denken seiner Zeit, und welchen Einfluss der Zeitgeist auf ihn? Sind seine im Tractatus entwickelten Ideen an die damalige Zeit gebunden oder zeitlos? Macht es wirklich Sinn, streng zwischen frühem und spätem Wittgenstein zu unterscheiden? Kann Wittgensteins Schreibstil auch die heutige Philosophie bereichern?
Solchen und ähnlichen Fragen möchten wir ab September 2021 im neuen Themenblock „Ludwig Wittgenstein“ erörtern und freuen uns über Eure Ideen und Beiträge, die Ihr bitte einfach an blog@praefaktisch.de schickt!