15 Okt

Kontingenz und Notwendigkeit bei Spinoza und Leibniz

Würfel am Tisch

Sebastian Bender (Georg-August-Universität Göttingen)


Im Alltag gehen wir normalerweise davon aus, dass sich viele Dinge auch anders hätten zutragen können. Im Herbst 2021 ist Olaf Scholz Bundeskanzler geworden, es hätte aber auch anders kommen können. Heute morgen habe ich Müsli zum Frühstück gegessen, ich hätte mich aber auch für Croissants mit Marmelade entscheiden können. Tatsächlich sind sich Tom und Tine gestern früh im Treppenhaus begegnet, das war aber purer Zufall – wäre Tine eine Minute später aufgestanden oder hätte Tom zwei Minuten länger geduscht, dann wären sie sich wohl kaum begegnet. Aber ist es bei genauerer Betrachtung tatsächlich so, dass sich die Dinge auch anders hätten zutragen können? Oder ist vielleicht jedes Detail im Universum ‚vorherbestimmt‘? Stand schon immer fest, dass alles genauso geschehen wird, wie es tatsächlich geschieht? Über diese Fragen streiten PhilosophInnen bereits seit Jahrtausenden.

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10 Okt

Brauchen wir Solidarität in der medizinischen Forschung?

Von Svenja Wiertz (Freiburg)

Dieser Blogbeitrag basiert auf einem Aufsatz, der in der Zeitschrift Public Health Ethics erschienen ist. Der Aufsatz kann auf der Website der Zeitschrift kostenlos heruntergeladen werden.

Der Blogbeitrag kann auch als Podcast gehört und heruntergeladen werden:


Solidarität ist in aller Munde. Wir solidarisieren uns mit der Ukraine, Fußballvereine bedanken sich für die Solidarität ihrer Fans, Solidarität ist Grundprinzip von Gewerkschaften im Streik. Im Kontext der Medizin sprechen wir im Zusammenhang mit Solidarität über  Krankenversicherungssystemen, über globale Ungerechtigkeit im Zugang zu Gesundheitsversorgung, oder auch Impfstoffverteilung. Nicht immer ist leicht zu erkennen, ob hier auf ein klar umrissenes Konzept der Solidarität bezuggenommen wird, oder ob diese als modisches Schlagwort fungiert, um die Bedeutung des Anliegens zu unterstreichen. Der folgende Beitrag befasst sich mit der Frage, ob es hilfreich ist, auf Solidarität zu verweisen, um zu begründen, warum Patient:innnen ihre Daten für medizinische Forschungszwecke teilen sollten. Dabei ist vor allem zu klären, wie der Begriff der Solidarität sinnvoll gefasst werden kann, um gehaltvoll zur Diskussion beizutragen.

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09 Okt

praefaktisch sucht Verstärkung!

Wir betreiben den Philosophieblog prae|faktisch nun seit über 6 Jahren und er hat sich zu einem wichtigen Medium der deutschsprachigen Philosophie entwickelt. Nun suchen wir Verstärkung für unser Team.

Falls Du Interesse hast, den Blog gemeinsam mit uns zu betreiben und weiterzuentwickeln, dann melde Dich bitte bis 15. November 2024 bei uns unter blog@praefaktisch.de.

Wir freuen uns über Deine Kontaktaufnahme mit kurzen Hinweisen zu Deiner Person (wer Du bist und was Du machst) und warum Du gerne bei uns mitmachen willst. Falls Du bereits Ideen hast, wie wir den Blog weiterentwickeln und verbessern könnten, dann schreib uns das bitte auch gleich.

Prae|faktisch ist ein privates Blogprojekt ohne Sponsoren oder sonstige Einnahmen, daher ist mit dieser Tätigkeit auch keinerlei Entlohnung verbunden.

08 Okt

Vernunft inmitten des Kampfplatzes der Welt – Zur unabgegoltenen Hoffnung der kantischen Idee von Emanzipation

Friedenstaube auf einer Wand

Gregor Schäfer (Universität Basel/University of London)


Als das Ideal eines gegenüber allen unbegründeten Anmaßungen kritischen Denkens und einer praktisch in weltbürgerlicher Absicht wirksamen Selbstbestimmung mündiger Menschen hat die Aufklärung in Kants Werk ihren bedeutsamsten philosophischen Referenzpunkt. Blickt man indes den heutigen Weltzustand an, hat die Diagnose durchaus einige Plausibilität, dieses Ideal der Aufklärung sei gescheitert oder befinde sich zumindest in einer tiefen Krise. Die These, dass das menschliche Geschlecht „im Fortschreiten zum Besseren immer gewesen sei und so fernerhin fortgehen werde“i, mag spätestens nach dem 20. Jahrhundert als hoffnungslos naiv zurückgewiesen werden. Der Wahlspruch der Aufklärung, „habe den Muth dich deines eigenen Verstandes zu bedienen“,ii mag angesichts der objektiven Übermacht einer kulturindustriellen (Schein-)Öffentlichkeit, die, wie Horkheimer und Adorno es kritisierten, „Aufklärung als Massenbetrug“ betreibt, als ideologisch oder gar in eine eigentümliche „Dialektik der Aufklärung“ verstrickt erscheinen.iii In dieser letzteren Linie mögen, im Lichte neuerer Diskussionen, das Projekt der Aufklärung und der mit ihm verbundene Universalismus schließlich überhaupt als Ausfluss partikularer europäischer Herrschaftsverhältnisse verdächtigt werden.

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01 Okt

Die Rolle Angehöriger bei Morbus Parkinson

Von Julius F. W. Schulten (Düsseldorf)


Wie viel Mitspracherecht sollten Angehörige bei medizinischen Entscheidungen haben? Wie beeinflussen ihre Sorgen und Ängste den Entscheidungsprozess? Wie können Ärztinnen und Ärzte, Patientinnen, Patienten und ihre Familien gemeinsam zu einer informierten und ausgewogenen Entscheidung finden? Medizinethikerinnen und Medizinethiker behandeln diese und weitere Fragen durch strukturierte Modelle der Ethikberatung. Sie schrecken dabei nicht davor zurück, ihren Elfenbeinturm zu verlassen, um vor Ort nach Lösungen zu suchen.

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26 Sep

Zum Kant-Jahr: Kant als Politischer Philosoph (3+4)

Immanuel Kant wäre im April dieses Jahres 300 Jahre alt geworden. Praefaktisch begeht das Kant-Jahr 2024 zusätzlich zu unserer 300 Jahre Kant-Reihe mit einem Kurz-Schwerpunkt, der Kant als genuin politischen Philosophen gewidmet sein soll. Der Schwerpunkt erscheint in Kooperation mit dem Theorieblog und besteht aus insgesamt vier Texten. Den Auftakt machten am 13. September Tamara Jugov, die Kant als Vertreter eines nichtidealen Republikanismus vorstellt und Andrea Esser, die Kants Fortschrittsbegriff diskutiert. In unseren heutigen Texten plädiert Martin Welsch dafür, Kant als Kritiker der repräsentativen Demokratie zu verstehen (siehe unten) und Martin Brecher fragt nach der Aktualität von Kants Plädoyer für Meinungs- und Wissenschaftsfreiheit vor dem Hintergrund aktueller Debatten (siehe weiter unten). Alle Texte erscheinen zeitgleich auf dem Theorieblog und auf Praefaktisch. Viel Spaß beim Lesen und Diskutieren!


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19 Sep

Prinzipien der Medizinethik – Ein Überblick

Von Julia Bastian (Linz)

Dieser Blogbeitrag kann auch als Podcast gehört und heruntergeladen werden:


Gesellschaftlich gewinnt der Bereich Ethik immer mehr an Bedeutung. Medizinethik ist dabei ein Gebiet, das tief in das Leben eines jeden einzelnen Menschen eingreifen kann. Medizinethik untersucht das Denken und Verhalten bezüglich der Behandlung menschlicher Krankheit und der Förderung menschlicher Gesundheit und fragt nach dem Gewünschten und Gesollten im Umgang mit menschlicher Krankheit und Gesundheit (Schöne-Seifert, 1996).

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17 Sep

Warum die Ethikdiskurse der Sozialen Arbeit im Schlamassel stecken

Von Carmen Kaminsky, Köln


Soziale Arbeit ist nicht länger nur der Oberbegriff für soziale Berufe. Soziale Arbeit ist der Name für ein Fach, das eine Profession und eine wissenschaftliche Disziplin umfasst. Die Entwicklung vom Berufsfeld zum Fach Soziale Arbeit hat sich in den vergangenen Jahrzehnten weitgehend fachintern vollzogen und ist noch nicht ganz abgeschlossen. Der breiteren Öffentlichkeit wie auch den Wissenschaften und vor allem den sozialpolitischen Entscheidungsträgern blieb der fachinterne Entwicklungsprozess weitgehend verborgen. Worum es sich bei der Sozialen Arbeit – wenn nicht nur um ein Berufsfeld – genauer handelt, ist für Außenstehende deshalb noch unverständlich. Es fehlt noch die mit dem fachlichen Selbstverständnis kohärente Außenwahrnehmung der nunmehr großgeschriebenen Sozialen Arbeit.

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13 Sep

Zum Kant-Jahr: Kant als Politischer Philosoph (1+2)

Immanuel Kant wäre im April dieses Jahres 300 Jahre alt geworden. Praefaktisch begeht das Kant-Jahr 2024 zusätzlich zu unserer 300 Jahre Kant-Reihe mit einem Kurz-Schwerpunkt, der Kant als genuin politischen Philosophen gewidmet sein soll. Der Schwerpunkt erscheint in Kooperation mit dem Theorieblog und besteht aus insgesamt vier Texten. Den Auftakt machen Tamara Jugov, die Kant als Vertreter eines nichtidealen Republikanismus vorstellt (siehe unten) und Andrea Esser, die Kants Fortschrittsbegriff diskutiert (siehe weiter unten). Am 26. September 2024 wird dann Martin Welsch dafür plädieren, Kant als Kritiker der repräsentativen Demokratie zu verstehen und Martin Brecher nach der Aktualität von Kants Plädoyer für Meinungs- und Wissenschaftsfreiheit vor dem Hintergrund aktueller Debatten fragen. Alle Texte erscheinen zeitgleich auf dem Theorieblog und auf Praefaktisch. Viel Spaß beim Lesen und Diskutieren!

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