Hegels Familientheorie

Von Karen Koch (Basel) & Ana Maria Miranda Mora (Utrecht) Hegel ist einer der Philosoph:innen, die sich ausdrücklich mit der Struktur der Familie im Rahmen einer Sozial- und Rechtsphilosophie auseinandersetzen. Ihn zeichnet es aus, dass er Familie als Institution denkt, die in einer Theorie der sozialen Verhältnisse nicht fehlen darf;…

Demokratie und Konstitutionalismus

Welche Rolle kann, muss und soll das Bundesverfassungsgericht in der Demokratie spielen? Kann die Demokratie inhaltlich auch in Abgrenzung zu anderen Staatsformen als abstrakter Begriff überhaupt bestimmt werden? Im Gespräch mit Dr. Sarah Rebecca Strömel beantwortet Prof. Manow folgende Fragen: 00:00 Intro 00:51 Der Begriff der liberalen Demokratie In Ihrem…

Recht und Moral im Nationalsozialismus

Wie wurde im Nationalsozialismus über Recht und Moral nachgedacht? Wie sind die Menschen mit Widersprüchen zwischen Recht und Moral umgegangen? Und gibt es Parallelen zum heutigen Rechtspopulismus? Darüber spricht Norbert Paulo für praefaktisch mit Herlinde Pauer-Studer, emeritierte Professorin für Philosophie an der Universität Wien. Sie ist Autorin und Herausgeberin mehrerer…

Zwischen Aktivismus und Academia: Zur Rolle der akademischen Philosophie in der Klimakrise

Mößners, Müller-Salos und Rechnitzers Bericht über den Roundtable zum Thema Klimaaktivismus in der akademischen Philosophie.

von Nicola Mößner (Hannover), Johannes Müller-Salo (Hannover) und Tanja Rechnitzer (Hannover) Was ist die Rolle der akademischen Philosophie angesichts der Klimakrise? Können und sollen Philosoph:innen aktivistische Bewegungen unterstützen oder sogar selbst zu Aktivist:innen werden – oder sich eher auf die theoretische Reflexion konzentrieren? Die Herausforderungen der Klimakrise an der Schnittstelle von…

Schelling und die guten Gründe

Friedrich Wilhelm Schelling, Gemälde von Joseph Karl Stieler, 1835

Von Leonard Weiß (London) Schelling macht es uns nicht leicht – nicht mit den Themen, die er wählt, nicht mit der Sprache, in der er sie formuliert, und ganz bestimmt nicht mit seiner aufdringlichen Attitüde intellektueller Überlegenheit, die bisweilen an die Stelle stichhaltiger Begründungen tritt. Schelling kann selbst einem wohlmeinenden…

Zum 250. Geburtstag: Die Bedeutung Caspar David Friedrichs für die Medizin

Caspar David Friedrich: Frau in der Morgensonne

Von Lucas Milling (Rostock) und Katharina Fürholzer (Koblenz) – Caspar David Friedrich (1774–1840) gehört zu den wichtigsten Vertretern der romantischen Malerei. Seine ruhigen, von Spiritualität geprägten Naturdarstellungen haben bis heute nichts von ihrer Anziehungskraft verloren. Welche Bedeutung den meditativ-kontemplativen Potenzialen, die Friedrichs Werk innewohnen, auch für Auseinandersetzungen mit Krankheit und…

Demokratie und Kapitalismus

Prof. Dr. Lisa Herzog im Gespräch mit Dr. Sarah Rebecca Strömel Wie lässt sich das Verhältnis von Demokratie und Kapitalismus in Zeiten zunehmender Krisendiagnosen der Demokratie einordnen? Die grundlegenden Werte beider Systeme sind laut Prof. Dr. Lisa Herzog (Professorin für Politische Philosophie an der Universität Groningen, Niederlande) entscheidend, um verstehen…

Kant und der Rationalismus

Portraitgemälde von Immanuel Kant mit gesenktem Blick nach rechts unten

Von Sebastian Bender (Universität Göttingen) – Wie ist Immanuel Kants sogenannte ‚kritische‘ Philosophie in die Philosophiegeschichte einzuordnen? Eine verbreitete Antwort auf diese Frage, der man gerade im ‚Kant-Jahr‘ häufiger begegnet, lautet in etwa wie folgt: Kant ist so etwas wie der „Vereiniger“ oder „Überwinder“ zweier philosophischer Strömungen – des Rationalismus…

Der Philosoph Donald Trump. Wozu die Aufregung? Nichts Neues aus Amerika

Donald Trump hinter einem Pult bei einer Rede der Conservative Party

Von Josef Lecheler (Universität Salzburg) – Platon, nach dem britischen Philosophen Whitehead der größte aller Philosophen, gegen den alle nachfolgenden Meisterdenker nur Fußnoten sind, hielt es ausweislich seiner noch heute viel zitierten Staatsphilosophie für zwingend, dass Philosophen an die Spitze eines idealen Staates gehören1. Ist Platons Vision mit der Wahl…

Die Erklärbarkeit von KI als normative Anforderung in der Sozialen Arbeit mit Kindern

Von Gottfried Schweiger (Salzburg) – In der Kinder- und Jugendhilfe können KI-gestützte Entscheidungen das Leben von Kindern tiefgreifend beeinflussen. Dabei ist es entscheidend, dass diese Entscheidungen für die betroffenen Kinder und ihre Familien transparent und nachvollziehbar sind. Die Erklärbarkeit von KI-Systemen ist eine zentrale ethische Verantwortung und Aufgabe, um sicherzustellen,…

Ernst Jünger: „Über Nationalismus und Judenfrage“ (1930)

Von Irmela von der Lühe (Berlin) – Im September 1930 widmeten die konservativen, seit 1904 erscheinenden Süddeutschen Monatshefte ihr gesamtes Heft der „Judenfrage“. Von 14 Beiträgen stammten sechs aus der Feder von Repräsentanten des Judentums, zwei von Vertretern der Kirchen; an 10. Stelle eröffnete Ernst Jünger die Reihe völkisch-nationalistischer, radikal…

Kann ChatGPT tatsächlich sprechen?

stilisierter Screenshot der Anwendung ChatGPT

Von Nikola Anna Kompa (Universität Osnabrück) – Die unter dem Namen ‚Künstliche Intelligenz‘ zusammengefassten Technologien haben in der jüngsten Vergangenheit beeindruckende Fortschritte gemacht. Dies gilt insbesondere für Systeme wie ChatGPT, die Sprachmodelle nutzen und deren Leistungen selbst ihre Entwickler:innen verblüfft. Diese Systeme können nicht nur einzelne grammatisch wohlgeformte Sätze sondern…

Hat Kant etwas zur Nachhaltigkeit zu sagen?

Portraitgemälde von Immanuel Kant mit gesenktem Blick nach rechts unten

Dieser Blogbeitrag wurde von einer internationalen, interdisziplinären, studentischen Arbeitsgruppe im Rahmen der PASSAE (Passau Summer School for Applied Ethics) verfasst. – Der Begriff der „Nachhaltigkeit“ ist allgegenwärtig. So verzeichnet Google beispielsweise am 4. September 2024 1,73 Milliarden Suchergebnisse hierzu. Dabei können häufig Aussagen gefunden werden, wie das folgende Zitat einer…

Ageismus im Gesundheitswesen: Autonomie und soziale Gerechtigkeit im höheren Alter neu denken

Von Elisabeth Langmann (Augsburg) – Alter ist eine zentrale Eigenschaft, die im Kontakt mit Menschen auffällt und oft aufgrund äußerer Merkmale oder Handlungen eingeschätzt wird. Diese Einschätzung basiert auf vielen Faktoren und wird häufig in Form einer groben Alterskategorie wie „hochaltrig“ zusammengefasst. Daraus entstehen altersbezogene Bilder und Vorstellungen, die von…

Universalismus auf Kosten des Judentums

perspektivische Aufnahme eines Lexikoneintrags mit Begriff Antisemitismus

Amit Kravitz (LMU München) – Kant wird üblicherweise als Verkünder des unparteiischen Universalismus gesehen. Gleichzeitig vertrat er abstoßende Positionen auch zu Themen wie „Frauen“, „Race“, „Krieg“, „Todesstrafe“, „Judentum“, „wollüstige Selbstschändung“ usw. Zunächst scheinen Kants persönlichen Ressentiments gegen Juden und das Judentum keine besondere Kategorie auszumachen, aber in seinem Verhältnis zum Judentum tritt etwas…

Organismus, Natur und Zweckmäßigkeit – Zur (Un-)zeitgemäßheit des „als ob“ in Kants Naturphilosophie

süßes Katzenbaby auf dem Gehweg

Von Karen Koch (Basel) – In seiner Kritik der teleologischen Urteilskraft, dem zweiten Teil von Kants 1790 erschienenen Werk Die Kritik der Urteilskraft entfaltet Kant seine Theorie der Zweckmäßigkeit der lebendigen Natur, seine Theorie also, der zufolge wir der lebendigen Natur Zielgerichtetheit zusprechen müssen. In diesen Beitrag möchte ich vor…

Zwischen allen Stühlen. Soziale Arbeit zwischen Doppel- und Quadrupelmandat (oder Quindrupel-) 

Von Hans-Ulrich Dallmann (Ludwigshafen)  Seit ihren Anfängen steckt die Soziale Arbeit in einem Zwiespalt. Zum einen war sie schon immer ein obrigkeitsstaatliches Unternehmen – seit dem 18. Jahrhundert durch aus in der Tradition der „guten Policey“, die Foucault im Rahmen der allgemeinen Disziplinierungsmaßnahmen dieser Zeit interpretiert. In der Sozialen Arbeit…

Will die Öffentlichkeit eigentlich die Philosophie oder will die Philosophie nur in die Öffentlichkeit?. Ein Kommentar zum Beitrag von Laura Martena und Gottfried Schweiger

von Martin Hähnel (Universität Bremen, Universität Augsburg, Verlag Karl Alber) Der Beitrag von Laura Martena und Gottfried Schweiger ist sehr erhellend, weil es ihm gelingt, interessante Perspektiven auf die Rolle der Philosophie außerhalb des rein akademischen Diskurses zu werfen. Persönlich befasse ich mich mit der Rolle der Philosophie zwischen Universität…

Die stigmatisierende Darstellung indigener Gemeinschaften auf Social Media

Von David Jost (Salzburg / Bonn) – Im Juni 2024 veröffentlichte der Webvideoproduzent Fritz Meinecke auf YouTube eine dreiteilige Videoreihe mit dem Titel Kannibalen[1]. In der Reportage reist er nach West-Papua (Indonesien), um tief im Dschungel die Stone-Korowai zu suchen. Das Besondere an dieser indigenen Gemeinschaft: Die Mitglieder betreiben –…

Eine Künstliche Intelligenz als Ärztin? Ethische Fragen zur Mensch-Maschine-Interaktion in der Medizin

Von Michael Haiden (Ingolstadt) – Während künstliche Intelligenz (KI) einmal menschliche Arbeit ersetzen könnte, verspricht die nahe Zukunft eher eine Arbeitsteilung zwischen Mensch und KI. Das betrifft auch die Medizin. Eine Zusammenarbeit in diesem Bereich, etwa in der Analyse medizinischer Bilder, könnte Diagnosen beschleunigen, ihre Genauigkeit verbessern und medizinisches Personal…

„Werd‘ ich doch wohl sagen dürfen, wenn es meine Meinung ist.“ Zum Verhältnis von Demokratie und Wahrheit

von Michael Roseneck (Johannes-Gutenberg Universität Mainz) – Warnungen vor den Folgen des menschengemachten Klimawandels, Maskenpflicht und Lockdowns während der Corona-Pandemie, Marktversagen in Wohnungsbau und Energiewende – dies sind einige Fragestellungen, in denen unsere Antwort, was zu tun ist, in erheblichem Maße davon abhängt, was wir als wahr erkennen. Gleichwohl macht…

Philosophie und die Frage nach Legitimität: Das Problem mit den Staatsverweigerer:innen                 

Marlon Possard (Wien) – Auf welchen Prinzipien fußt staatliche Legitimität? Eine Frage, die sich auch die Philosophie seit vielen Jahrhunderten stellt. Aufgrund der Aufklärung veränderte sich die philosophische Perspektive innerhalb dieser Frage, nämlich verschob sich der Blickwinkel von religiösen und metaphysischen Anschauungen hin zu vernunft- und wertebasierten Aspekten. Aber warum…

Die Beziehung zwischen Medizinethik und Philosophie: Selbstverständlich oder kompliziert?

Von Anna Hirsch (München) – Als Philosoph*in an die medizinische Fakultät? „Warum nicht?“ muss heute die Antwort lauten. Philosoph*innen forschen und lehren immer häufiger an Instituten für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin (GTE), haben vereinzelt sogar Professuren inne. Dass eine „Parallelwelt“ neben Lehrstühlen der praktischen Philosophie oder angewandten Ethik…

E pluribus unum – zur synthetischen Kraft von Habermas‘ theoretischer Methodik

Von Fabian Anicker (Düsseldorf) – Lange bevor „Interdisziplinarität“ zu einem verbreiteten Mantra zur Bannung von Drittmittelgebern wurde, hat Jürgen Habermas ein inter- und transdisziplinäres Werk ausgearbeitet, das sich weder der Philosophie noch der Soziologie eindeutig zuordnen lässt und das darüber hinaus Befunde einer Fülle weiterer Disziplinen einbezieht. In der Philosophie…