von Christina Schües (Lübeck)
Verletzlichkeit
Das Gefühl, in die
Unwissenheit verbannt zu werden und seinen Sinnen nicht mehr trauen zu können,
macht Menschen verletzlich. Verletzlichkeit
ist ein Begriff, der sich auf das Leben, den Körper, die Sprache, Gefühle, aber
auch die Wissensordnung bezieht. Die Verletzung gehört in den Bereich einer
negativen Sozialphilosophie, die davon ausgeht, was normativ nicht sein soll.
Verletzlichkeit bedeutet, dass jemand noch
nicht verletzt ist, dass aber durchaus eine Empfindlichkeit, eine
Sensibilität, eine Beziehungskomponente, ein Verhältnis existieren, welche Verletzungen
– die nicht sein sollen – möglich machen. Der Begriff
der Verletzlichkeit richtet sich auf die
existentielle körperliche, sprachliche, soziale oder rechtliche Unsicherheit
oder Zerbrechlichkeit der einzelnen Person und deren Beziehungen. Menschen sind
anderen ausgesetzt und mehr oder weniger verletzlich entsprechend innerer und
äußerer Faktoren. Diese Faktoren richten sich nicht nur auf Bedingungen der
körperlichen Konstitution oder der Umwelt, sie beziehen sich auch auf die
Wissens- und Rechtsordnung einer Gesellschaft, nämlich dann, wenn gefragt wird, wer gehört wird und wer
überhaupt ein Unrecht als Unrecht im politisch-ethischen Sinn
formulieren kann.
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