Das Nichtwissen über die Verfasstheit unseres Geldes
von Simon Derpmann (Münster)
Henry Ford wird ein Bonmot zugeschrieben, gemäß dem wir angesichts des Nichtwissens über die Verfasstheit unseres Geldes erleichtert sein sollten, bzw. darüber dass die meisten Menschen die Funktionsweise des Geldwesens nicht thematisieren oder nur unvollständig begreifen: „it is well enough that people of the nation do not understand our banking and monetary system, for if they did, I believe there would be a revolution before tomorrow morning.“ Es mag zwar bezweifelt werden, ob eine breite Einsicht in die Grundmechanismen des Banken- und Geldwesen eine Revolution auslösen könnte, geschweige denn über Nacht. Gleichwohl ist es angesichts der zentralen gesellschaftlichen Bedeutung des Geldes in der Tat bemerkenswert, wie wenig wir die fundamentalen Mechanismen des Geldsystems durchdringen, von dem wir doch ausnahmslos abhängen. Die Institution Geld ist maßgebend für die Zuschreibung ökonomischer Vermögensmacht, denn das Geldsystem stellt gewissermaßen eine dezentrale gesellschaftliche Bilanz dar, in der Guthaben und Verbindlichkeiten eines jeden Wirtschaftssubjekts, und damit Ansprüche an den gesamtgesellschaftlichen Wohlstand, verbucht werden. Insofern schiene es naheliegend anzunehmen, dass der Mechanismus der Geldschöpfung und -verteilung zum allgemein geteilten Wissensbestand gehörte. Wer würde sich nicht über eine Kartenspielrunde wundern, deren Teilnehmerinnen zwar um echte Einsätze spielen, aber nur vage oder falsche Vorstellungen davon haben, nach welchen Regeln der Spielstand notiert wird?
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