18 Jul

Wie umgehen mit dem rassistischen Erbe in der Philosophie? Die richtigen Fragen stellen!

von Andrea Esser (Universität Jena)

In vielen klassischen Texten der philosophischen Tradition kann man auf Passagen treffen, die – mindestens nach heutigen Maßgaben – als rassistisch zu beurteilen sind. Die Philosophie hat, wie viele andere Fächer auch, damit begonnen, sich mit diesem rassistischen Erbe auseinanderzusetzen. Sofern philosophische Vorurteilskritik, die Prüfung erhobener Ansprüche, die Aufdeckung von Schein und Ideologiebildung in der Philosophie ihrerseits eine lange Tradition haben und durchaus zum Kerngeschäft philosophischen Arbeitens gerechnet werden, könnte man meinen, dass diese Aufgabe keine sonderliche Herausforderung für das Fach darstellt. Viele philosophische Theorien bieten ein geeignetes begriffliches und methodisches Instrumentarium zur (macht- bzw. ideologie-)kritischen Textanalyse, aber auch, um die philosophische Theoriebildung und sogar noch die Praxis des Philosophierens der Selbstkritik auszusetzen. Ob die Auseinandersetzung mit dem rassistischen Erbe aber auch im konkreten Fall selbstkritisch ausfällt, hängt vor allem von den Fragen ab, mit denen sie eröffnet wird. Bereits die Fragestellung lenkt den Fokus der Auseinandersetzung auf bestimmte Gegenstände und entscheidet darüber, ob etwa vorrangig über die Vergangenheit gerichtet wird oder ob rassistische Vorurteile und ausschließende sowie einschränkende Rahmenbedingungen auch der gegenwärtigen philosophischen Praxis mit zum Thema gemacht werden. Ist Letzteres der Fall, könnte die selbstkritische Beschäftigung mit der eigenen Tradition auch neue, um die Kritik erweiterte Sicht- und Verfahrensweisen, ein geschärftes Problembewusstsein und eine gesteigerte Sensibilität für die eigene Situiertheit und die damit verbundenen Grenzen eröffnen. Für ein Philosophieren in einer globalisierten Welt könnte diese Erweiterung des Fokus möglicherweise wichtig sein …

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24 Jun

Videos: Deutsch als Wissenschaftssprache in philosophischen Zeitschriften

Die online Diskussionsrunde „Deutsch als Wissenschaftssprache in philosophischen Zeitschriften“ fand am 8. Juni 2021 statt und wurde von der Zeitschrift für Praktische Philosophie gemeinsam mit dem populären Philosophieblog praefaktisch organisiert. Die Videos der Eingangsstaments sind zum Nachsehen online. Es diskutierten: Dagmar Borchers (Bremen, Zeitschrift für Ethik und Moralphilosophie), Andrea Esser (Jena, Deutsche Zeitschrift für Philosophie), Thomas Schramme (Liverpool, Ethik in der Medizin & Ethical Theory and Moral Practice) und Gottfried Schweiger (Salzburg, Zeitschrift für Praktische Philosophie). Andrea Klonschinski (Göttingen) hat die Moderation übernommen.

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