Anlässlich der Veröffentlichung des Handbuch Philosophie der Kindheit (J.B. Metzler 2019) bringt praefaktisch Texte zur Philosophie der Kindheit.
von Johannes Giesinger (Zürich)
Im alltäglichen moralischen Diskurs wird bisweilen
angemahnt, jemand solle nicht so hart angegangen werden, „weil er noch ein Kind
sei“. Der gleiche Grund wird teils angegeben, um paternalistische und
pädagogische Eingriffe in das Leben von Personen zu rechtfertigen. Erwachsene
verbitten es sich entsprechend, „wie Kinder behandelt zu werden“. Oftmals wird
auch gefordert, man solle „Kinder Kind sein lassen“.
Es ist unklar, ob sich Aussagen wie diese in
den ethischen Diskurs übersetzen lassen. Die ethische Standardauffassung ist,
dass die Zugehörigkeit zu einer Altersgruppe für sich genommen moralisch
irrelevant ist – was zählt, sind die Eigenschaften oder Fähigkeiten der Person.
Das Setzen von Altersgrenzen ist demnach allenfalls aus pragmatischen Gründen
gerechtfertigt, und nicht weil das Alter einen moralischen Unterschied macht.
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