30 Jun

Verdoppelt und offline glücklich in der Epoche der Algorithmic culture: wie Hegels Philosophie uns von der Selfiemanie entgiften kann.

Von Francesca Iannelli (Rom)


Wenn man die 250 Jahre, die seit Hegels Geburt vergangen sind, unter einem ausschließlich historisch-politischen Gesichtspunkt betrachtet, scheinen sie einen unermesslichen Abgrund zwischen seiner Epoche und unserer, zwischen dem damaligen und dem heutigen Deutschland geschaffen zu haben. Wenn man dagegen von einem ästhetisch-philosophischen Standpunkt ausgeht, dann scheint die Zeit stillzustehen, und die geistigen und intersubjektiven Impulse, die Hegel am Menschen beobachtete, sind zum Teil noch dieselben wie heute und werden es mit großer Wahrscheinlichkeit auch morgen noch sein.  Dies ist es zumindest, was wir nachweisen wollen, wenn wir die Synergie zwischen zwei Grundbegriffen der Hegelschen Philosophie, Anerkennung und Verdopplung, aus heutiger Sicht untersuchen.  Der Rückgriff auf die Autorität Hegels hat in einer Epoche wie der unsrigen, in der alles im Fluss ist, die hyper-vernetzt ist und unter Social Media Disorder leidet, also keine bloß rhetorisch-zelebrierende Funktion, sondern dient dazu, eine vor über zwei Jahrhunderten konzipierte systematische Philosophie einem  Crash-Test in der Gegenwart zu unterziehen.

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04 Okt

Homos Digitalos – Persönliche Identität

von Stefan Pfeifer (Wien)


Einführung

Wir stehen am Abgrund! Das Smartphone lässt uns verblöden, die Digitalisierung entfremdet den Menschen, macht ihn arbeitslos und überflüssig. Der Mensch beutet sich in einer Art von Burn-Out-Euphorie selbst aus und der Klassiker der Kulturpessimisten , dass der grassierende Nihilismus der Jugend uns alle zugrunde richtet, ist auch wieder, oder besser gesagt noch immer, en vogue. In der Geschichte der Menschheit sind diese oder ähnliche Aussagen keine Seltenheit, vor allem nicht während kultureller oder technischer Umbruchsphasen. Auf der anderen Seite der Medaille finden wir die „everything is awesome“ (vgl. Lego Movie) Gesellschaft, die nicht weniger fanatisch aber wenigstens optimistisch in die Zukunft schaut. Was macht der digitale Umbruch mit unserer Identität, unserer Gruppenidentität und unserem traditionellen Verständnis von Macht? Diese Fragen werden in den nächsten drei Kapiteln behandelt.

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