300 Jahre Kant: Kant lesen, Kant und Philosophie

Kant Portrait

Beiträge von Lucian Ionel, François Ottmann und Dina Emundts aus der Reihe 300 Jahre Kant – Das Unzeitgemäße in seiner Philosophie. Mit der Reihe 300 Jahre Kant – Das Unzeitgemäße in seiner Philosophie möchten wir den Fokus auf das Anachronistische, Antiquierte und Unzeitgemäße bei Kant legen. Dabei geht es nicht…

Duties of Civility? – ein Tagungsbericht

von Daniel Beck (TU Dortmund) Das vielbeschworene Bild kriselnder, sich radikalisierender und polarisierender liberaler Gesellschaften wird wohl angesichts aktueller Umfrageergebnisse rechtspopulistischer Parteien auf absehbare Zeit ein vertrautes bleiben. Auf der Suche nach Maßnahmen zur Stärkung liberaler Demokratie ist guter Rat teuer. Warum also nicht mal bei John Rawls nachfragen? Es…

Tod und Mysterium

Alter Mann nachdenkend auf einen Tisch mit Todenschädel gestützt

von Rico Gutschmidt (München) Was ist der Tod? Wir verstehen zwar abstrakt, was es bedeutet, nicht mehr zu existieren, aber können wir das wirklich begreifen? Im wissenschaftlich geprägten Weltbild wird der Tod üblicherweise als vollständiges Ende der Existenz aufgefasst, ohne zu berücksichtigen, dass die Nichtexistenz nach dem Tod das menschliche…

Epistemische Ungerechtigkeit an Frauen in der Medizin

Von Sarah Stöhr Ungerechtigkeit an Frauen in der Medizin weist eine beschämende Historie auf. Bereits Platon hatte Frauen aufgrund ihrer Gebärmutter bzw. der „Hysteria“ – dem altgriechischen Begriff für Gebärmutter – für verrückt erklärt. Selbst über zweitausend Jahre später werden Beschwerden von Frauen mit Freud als Hysterie abgetan. Obwohl sich…

Unruhig bleiben, damit sich alles ändert. Mit Haraway und Adorno für ein anderes Naturverhältnis

Von Miriam Schröder (Frankfurt) Dass sich angesichts der Klimakatastrophe einiges, wenn nicht sogar alles, ändern muss, ist fast schon ein Gemeinplatz geworden. Aber während die einen auf technische Lösungen setzen und von einem grünen Kapitalismus träumen, sind die anderen längst einem verbitterten Zynismus verfallen. Beide Perspektiven sind für kritische Theorien,…

Die liberale Demokratie und ihre inneren und äußeren Feinde

Prof. Dr. Barbara Zehnpfennig im Gespräch mit Dr. Sarah Rebecca Strömel Was macht unsere Demokratie im rechtsstaatlichen, liberalen Sinne aus? Wie können und müssen wir mit den äußeren und inneren Feinden der Demokratie umgehen? Und was hat Identitätspolitik mit den inneren Gefährdungen der Demokratie zu tun? Diese und weitere Fragen…

Elternschaft ohne Liebschaft: Co-Elternschaft und gesellschaftliche Normen

Von Johanna Rensing (Basel) Seit einigen Jahren entstehen neue Formen von Elternschaft. Ein Beispiel dafür ist die Co-Elternschaft. Eine Co-Elternschaft unterscheidet sich von einer traditionellen Elternschaft dadurch, dass die Eltern keine romantische Paarbeziehung miteinander führen. Die Co-Elternschaft steht oft unter Generalverdacht weniger geeignet zu sein, als eine traditionelle Elternschaft, um…

Epistemische Handlungsfähigkeit in Unterdrückungskontexten: Kann Schweigen (epistemischer) Widerstand sein?

Von Hilkje C. Hänel (Potsdam) In diesem Beitrag soll ein Fokus auf der epistemischen Handlungsfähigkeit oder Agency marginalisierter Wissender liegen; also jenen Personen, die oftmals systematisch von ungerechten epistemischen Praktiken betroffen sind. Tatsächlich betrachtet der hier gewählte Fokus, ein philosophisches Feld, dass Philosoph*innen of Colorebenso wie indigene Philosoph*innen schon seit…

Zum Abschluss oder: das Ende der Auseinandersetzung ist erst ihr Anfang!

von Almut von Wedelstaedt (Bielefeld), Christiana Werner (Duisburg-Essen), Christine Bratu (Göttingen) und Katharina Naumann (Magdeburg) Wir haben in den letzten Monaten auf praefaktisch eine Reihe von Blogposts zum Thema Vereinbarkeit lesen dürfen. Einige beschrieben, wie groß das Problem ist, wenn man eine wissenschaftliche Karriere oder ein philosophisches Studium mit der Sorge…

‹Führerschein› für Eltern?

Von Johannes Giesinger (Zürich) «Wer ein Kind bekommen will, sollte erst einmal psychologisch abgeklärt werden» – so der Autor Michael Nast (Instagram-Post vom 13. Juni 2023). Er benutzt in diesem Kontext auch den Begriff des ‹Elternführerscheins›: Wer ein Kind aufziehen will, so vorher einen Eignungstest bestehen. Nast spricht von möglichen…

Erzwungenes Verstehbar-Machen

Von Flora Löffelmann (Wien) „Bist du ein Mädchen oder ein Junge?“ Trans[1] oder genderqueere[2] Personen werden oft dazu aufgefordert, sich „verstehbar“ – also nachvollziehbar oder fassbar – zu machen. Dieser Beitrag beleuchtet diese erzwungene „Erklärarbeit“. Dabei steht der Machtmechanismus „rhetorisch-epistemische Unterdrückung“ (REU) im Fokus. Dieser bestimmt, dass Personen oft nur…

Ziviler Ungehorsam – wo ist Dein Standort? Ein Kurztrip zwischen Mottenkiste, Moral und Verfassungsrecht

Von Eckardt Buchholz-Schuster (Coburg) In regelmäßigen Intervallen wird ziviler Ungehorsam in Demokratien gesellschaftlich, politisch und rechtlich aktuell, so auch seit einiger Zeit wieder in Deutschland. Und jedes Mal hat es fast den Anschein, als ob diese rechtsphilosophisch seit langem differenziert und aus verschiedenen Perspektiven ausgeleuchtete Kategorie nicht nur auf praktischer,…

Robert Bernasconi on the relationship between phenomenology and critical philosophy of race

In Kooperation mit dem Journal für Phänomenologie veröffentlichen wir dieses Interview mit Robert Bernasconi, geführt von Marc Rölli, zum Verhältnis von Phänomenologie und critical philosophy of race und Postkolonialismus, u.a. mit Bezug auf bei Sartre, Levinas, Heidegger und Kant. Marc Rölli: In German-language phenomenology, to this day your work not only on…

Weniger ist mehr (und vor allem fair)!  Wie eine Obergrenze bei Bewerbungen mehr Vereinbarkeit herstellen könnte

Von Christine Bratu (Göttingen) In dieser Reihe konnte man bereits einiges dazu nachlesen, wie es wirklich um die Vereinbarkeit von Sorgearbeit und wissenschaftlicher Arbeit in Deutschland bestellt ist. Als wichtiges Problem für Vereinbarkeit haben sich dabei die Anforderungen herauskristallisiert, die Wissenschaftler:innen erfüllen müssen, um aktuell zu reüssieren – wobei dies…

Der moderne „Kampf“ um die Menschenwürde

Von Holger Gutschmidt (Göttingen) Daß der Mensch „Würde“, „Menschenwürde“, genieße, ist weder eine besonders alte, noch eine besonders selbstverständliche Meinung. Wenn wir nicht von der Wortgeschichte ausgehen (die freilich bis zu Cicero reicht), sondern von dem Begriff der jedem einzelnen Menschen intrinsisch – nur als Menschen betrachtet – zukommenden Rechte,…

Phänomenologie und Perspektiven post- und dekolonialer Kritik

von Marc Rölli (HGB Leipzig) Die Phänomenologie mit ihrer post- und dekolonialen Kritik zu konfrontieren, kann als ein aktuelles, modisches oder brennendes Anliegen betrachtet werden. Es mehren sich die Stimmen, die der Philosophie in ihren verschiedenen Spielarten nicht nur eurozentrische, sondern ›koloniale‹ Züge attestieren. Womöglich also ist es ›an der…

Wie Erzählungen Wissenssubjekte dehumanisieren

Von Natalie Giuseppina Duţescu (Oldenburg) Fassungslos stehen wir vor den Ereignissen, die den Nahost-Konflikt in bisher unbekannten Dimensionen neu entfacht haben und ihn seitdem weiter befeuern. Die Philosophie als Wissenschaft kann als Beitrag einen gemeinsamen Boden zur Rückgewinnung dieser Fassung leisten. Sie kann Rahmenbedingungen entwickeln, diese Ereignisse zu deuten und…

Erinnerungspolitik und Demokratie

Prof. Dr. Peter Niesen im Gespräch mit Dr. Sarah Rebecca Strömel Welche Bedeutung haben Erinnerungskultur und Erinnerungspolitik für unsere heutige Demokratie? Welche Lehren können wir für unsere Demokratie aus der Vergangenheit ziehen? Wie können wir mit den gerade wieder besonders sichtbar werdenden antisemitischen Tendenzen umgehen und kommt uns als PolitikwissenschaftlerInnen…

Für eine Neuregelung der pandemiebedingten Triage

Von Norbert Paulo (Berlin und München) Der Marburger Bund unterstützt eine Verfassungsbeschwerde gegen die Regelung der Triage im Infektionsschutzgesetz. Eine gute Gelegenheit, das Gesetz vom Kopf wieder auf die Füße zu stellen: Das Verbot der Ex-post-Triage macht alle anderen Triage-Regelungen praktisch irrelevant.

Anti-antisemitische »Staatsraison«?

Eine Antwort auf Igor Levits Beschwerde über fatales Schweigen angesichts der jüngsten islamistischen Demonstrationen in Deutschland von Burkhard Liebsch (Universität Bochum) In einem langen Interview beklagte kürzlich der bekannte Pianist Igor Levit in der Wochenzeitschrift DIE ZEIT ein fatales Schweigen über die jüngsten antisemitischen Proteste auf deutschen Straßen, in denen…

Über die epistemische Ungerechtigkeit alltäglicher Kommunikation

Von Jonathan Assmus (Universität Bremen) Epistemische Ungerechtigkeit ist ein allzu alltägliches Phänomen. Wer erst anfängt ihre Zeichen zu erkennen, wird nicht umhinkommen, sie wiederzufinden, wohin der Blick auch fällt. So werden Phänomene sichtbar, die in der Dunkelheit sozialer Missstände verbleiben würden, gäbe es nicht die Möglichkeit sie als epistemische Ungerechtigkeit…

Umkämpfte Deutungen von Adam Smith

Von Dirk Schuck (Erfurt) Was sich zum 300. Geburtstag von Adam Smith sicher konstatieren lässt, ist, dass sein Werk eine bewegte Deutungsgeschichte hinter sich hat. Nicht zuletzt in der jüngeren Vergangenheit sind diese Deutungskontroversen zumindest im akademischen Diskurs wieder verstärkt sichtbar geworden.

Der Tod als etwas Unbekanntes

Sokrates mit erhobenem Zeigefinder greift zum Schierlingsbecher

Von Susanne Burri (Konstanz) Fürchten Sie sich vor Ihrem eigenen Tod? Den meisten von uns wird es mulmig zumute, wenn wir uns die Endlichkeit unserer irdischen Existenz klar vor Augen halten. Philosophen haben aber immer wieder argumentiert, dass diese Furcht – egal wie weit verbreitet sie auch sein mag –…

Müssen in einer Demokratie immer alle mit allen reden? Über die Herausforderungen des Populismus an Universitäten


von André Brodocz (Universität Erfurt) Dies ist der dritte und damit letzte Beitrag unserer kleinen Reihe rund um das große Thema „Herausforderungen der Demokratie(theorie)“, die wir in Kooperation mit dem Theorieblog veröffentlichen. Den Auftakt machte ein Beitrag von Tine Stein über “Resiliente Demokratie und die Polykrise der Gegenwart”, es folgte ein Beitrag…