15 Jul

Feminismus: Ein Blick in die Medizinethik

Von Regina Müller (Bremen)


Das Wort Feminismus taucht in den deutschsprachigen Medizinethik-Debatten selten bis gar nicht auf. Dabei sind feministische Diskussionsfelder in der Medizinethik reichlich vorhanden, etwa die Auseinandersetzung mit Körpernormen oder der geschlechterbezogenen Datenlücke in der Medizin. Was ist also das Verhältnis von Feminismus und Medizinethik? Braucht die Medizinethik (mehr) Feminismus bzw. braucht es eine explizit feministische Medizinethik? Was wäre unter einer feministischen Medizinethik zu verstehen und was der Gewinn eines feministischen Programmes?

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30 Mrz

Ein Loch in der „Leaky Pipeline“ der akademischen Philosophie? Eine geschlechtsspezifische Betrachtung von Anträgen und Förderquoten bei der DFG

Andrea Klonschinski (Kiel), auf der Basis eines gemeinsamen Textes mit Lisa Herzog und Christine Bratu


Einleitung

In der akademischen Philosophie wird der Frauenanteil umso geringer, je höher es die akademische Karriereleiter hinauf geht – ein Phänomen, das als „Leaky Pipeline“ bezeichnet wird. Woran aber liegt es, dass Frauen der Philosophie überproportional häufig den Rücken kehren? Da die Einwerbung von Drittmitteln nicht nur als essentielles Element im CV von Wissenschaftler:innen gilt sondern oft auch der eigenen Finanzierung zwischen Promotion und Dauerstelle dient, bietet es sich an, auf der Suche nach Erklärungen für die undichte Leitung einen genaueren Blick auf die Förderquoten von Drittmittelgebern zu werfen. Dies haben wir am Beispiel der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) hier getan. Dabei zeigt sich, dass Frauen in der Tat unter den Antragsteller:innen unterrepräsentiert sind und die Förderquoten der Frauen unterhalb der der Männer liegen. Im vorliegenden Beitrag fasse ich die Ergebnisse dieser Untersuchung zusammen und diskutiere mögliche Ursachen der festgestellten geschlechtsspezifischen Ungleichheiten.

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03 Dez

„Vermännlichung“ und „Androgyn-Werden“ – Zwei Ideale menschlicher Vortrefflichkeit in den neuplatonischen Schriften. Teil 1: Die Vermännlichung der Seele

Von Jana Schultz (Berlin)

Seit ungefähr drei Jahren arbeite ich an den Konzepten der „Frau“ und des „Weiblichen“ in den Schriften der neuplatonischen Philosophen. Mein Interesse ist philosophiehistorischer Natur. Ich frage nicht primär: „Wie verstehen wir die Konzepte „Männlich“ und Weiblich“, oder wie sollten wir diese verstehen? Kann uns der Neuplatonismus hier Hinweise liefern?“, Stattdessen stelle ich mir Fragen wie: „Wie konzeptualisiert der Philosoph Proklos das Weibliche in seinen metaphysischen Schriften? Ist sein Konzept innerhalb einer Schrift oder im Vergleich verschiedener Schriften konsistent oder finden Verschiebungen statt?“

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22 Okt

Frauen in der Philosophiegeschichte?

von Karen Koch (Berlin) und Thomas Hanke (Frankfurt)

„Wenn sie an die Philosophie denken, denken viele an die großen Philosophen (ja, fast ausschließlich an die Männer)“ – so steht es in der Ankündigung der Initiator*innen zum Thema „Philosophie & Geschichte“. Diese Bemerkung scheint zutreffend zu sein, und dies nicht etwa nur mit Blick auf philosophische „Laien“, sondern auch mit Blick auf die Situation von akademischen philosophischen Einrichtungen; nicht nur das wissenschaftliche Personal ist noch überwiegend männlich, sondern auch die Auseinandersetzung mit philosophischen Theorien in Forschung und Lehre gilt – zumindest in der Philosophiegeschichte – fast ausschließlich als eine Auseinandersetzung mit männlichen Repräsentanten unserer Disziplin.[1]

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13 Nov

#Metoo und Frauen in der akademischen Philosophie: Der perfekte Sturm

von Andrea Klonschinski (Kiel)


Was ist die #Metoo Debatte?

Bevor das Thema #Metoo sinnvoll diskutiert werden kann, gilt es zunächst zu klären, was genau eigentlich gemeint ist, wenn von der #Metoo Debatte die Rede ist. Hier sind mindestens zwei verschiedenartige Phänomene zu unterscheiden: erstens der Hashtag #Metoo, unter dem zunächst Vergewaltigungsvorwürfe gegenüber Hollywoodgrößen laut wurden, der sich später aber zu einem Forum entwickelte, in dem Frauen ein breites Spektrum an Erfahrungen mit Sexismus schildern. Diese Berichte sind sicherlich „undifferenziert“, wie Kritiker häufig einwenden, insofern sie subjektiv sind und zunächst einmal unverbunden nebeneinanderstehen. Aber genau darin liegt auch die Wirkungsmacht von #Metoo: diese Erfahrungen erst einmal ungefiltert an die Öffentlichkeit zu bringen. Zweitens hat dieses Twitter-Phänomen nämlich bekanntermaßen eine mediale und gesellschaftliche Debatte über den Umgang von heterosexuellen Frauen und Männern miteinander im Rahmen gesellschaftlicher Machtverhältnisse angestoßen.[*] Diese Debatte findet im Feuilleton statt, in Talkshows, am Küchen- oder Stammtisch sowie in der Paneldiskussion „#Metoo@Philosophie“ im Rahmen der VI. Tagung für Praktische Philosophie, auf der dieser Text basiert.

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28 Jun

Über Bücher schreiben. Utopie und Alltag einer Online-Zeitschrift

von der Redaktion der Zeitschrift für philosophische Literatur


In diesem Herbst wird die Zeitschrift für philosophische Literatur (www.zfphl.de) ihren fünften Geburtstag feiern. Wenn unsere Rezensent_innen und Gutachter_innen weiterhin mit so großem Enthusiasmus und Fleiß zu Werke gehen wie bisher, werden wir dann etwa 150 Rezensionen neuer Bücher veröffentlicht haben. Diese erfreulich große Bereitschaft, Rezensionen zu schreiben, und die steigenden Zahlen unser Leser_innen lassen begründet vermuten, dass die Zeitschrift eine Lücke füllt. Nicht, weil es keine andere Möglichkeit gäbe, Rezensionen zu veröffentlichen, aber weil der Charakter so langer Rezensionen, wie die Zeitschrift für philosophische Literatur sie publiziert, ein anderer ist, als wenn ein Buch auf wenigen Zeilen zusammengefasst werden muss und bestenfalls in einer knappen Bemerkung kritisch beurteilt werden kann. Zudem erscheinen diese Rezensionen online und frei verfügbar (Open Access) – sie sind insofern für ein größeres Publikum sichtbar und helfen, so hoffen wir, Philosoph_innen (vorwiegend deutschsprachige) rascher über neue Bücher zu informieren.

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