„Wir
drücken uns nicht genau und philosophisch aus, wenn wir von einem Kampf
zwischen Affekt und Vernunft reden. Die Vernunft ist nur der Sklave der Affekte
und soll es sein.“ So hat David Hume zu einem für die Philosophie zentralen Problem
Stellung bezogen – dem Verhältnis zwischen Emotionen (oder zumindest Affekten)
und Vernunft. Lange wurden beide als Kontrahenten angesehen. Man müsse die
Emotionen bändigen, damit die Vernunft walten könne. Warum sollte die
Philosophie sich auch mit Ärger, Eifersucht, Scham oder Freude plagen, wenn sie
doch die reine Vernunft hat? Bis heute hält sich dieser krude Rationalismus als
prägend für das Image der Philosophie. Aber so einfach ist es wohl nicht.
Zunächst werden Vernunft, Rationalität, Affekt, Emotion und Gefühl oft als
Kampfbegriffe gebraucht, ohne ihren Gehalt genauer zu bestimmen. In diesem
Themenblock wollen wir uns unter anderem mit der Frage beschäftigen, wie diese
Begriffe sinnvoll verstanden und voneinander abgegrenzt werden können.
Das ist nicht
nur nötig, um die innerphilosophischen Debatten einordnen zu können, sondern
auch, um zu verstehen, wie sich philosophische, sozial- und
kognitionswissenschaftliche Emotionsforschung zueinander verhalten. Was haben
etwa Ekelgefühle mit Moral zu tun? Sind solche Emotionen gar notwendig oder
hinreichend für Moralurteile? All das mag auch ein besseres Licht auf aktuelle politische
Probleme werfen, ist doch in Zeiten des Populismus verbreitet von einer
Emotionalisierung des Politischen die Rede.
Vor dem Hintergrund neuer empirischer Erkenntnisse erleben Philosophen wie William James, Max Scheler, Jean-Paul Sartre und Maurice Merleau-Ponty ihren zweiten oder dritten Frühling. Welche Philosophinnen haben Vorarbeiten geleistet, an die man heute anknüpfen kann? Diesen und ähnlichen Fragen soll sich der neue Themenblock „Emotionen“ widmen. Wenn auch Du eine Idee für einen Beitrag hast, schicke uns bitte einfach eine Email!
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