Kategorie Rassismus

Schlagwörter wie Black-Lives-Matter, Racial Profiling, kulturelle Aneignung, Cancel Culture und Alltagsrassismus sind in aller Munde. Während sich die einen fragen, was es bedeutet, „woke“ in Bezug auf rassistische Diskriminierung zu sein, diskutieren andere darüber, ob die ganze „wokeness-Debatte“ nicht übertrieben ist. So schieden sich die Geister zuletzt am Beispiel von Winnetou, dem Kindheitshelden aus vergangenen Tagen, der in einer neu erzählten Variante im Rahmen eines Kinderfilms zur Leitfigur einer Debatte um kulturelle Aneignung wurde. Für die einen ein Paradebeispiel für die Verfälschung der historischen Lebensbedingungen von Native Americans und eine Verharmlosung des Leids, das damit einherging, sehen andere darin die Versinnbildlichung einer völlig übertriebenen Debatte, die am eigentlichen Kerngegenstand der Auseinandersetzung, nämlich der Frage danach, wann etwas rassistisch ist, vorbeiführt.
Auch philosophisch nimmt die Debatte um Rassismus in Deutschland mittlerweile Fahrt auf, wenngleich „Rassismus in der Philosophie“ mancherorts als „Modethema“ degradiert wird und vor allem im US-amerikanischen Kontext deutlich präsenter in den Publikations- und Lehrveranstaltungsverzeichnissen ist.
Der Themenschwerpunkt „Rassismus“ auf praefaktisch möchte sich sowohl mit der breiteren, gesellschaftlichen Debatte zum Rassismus befassen als auch philosophisch erschließen, was Rassismus eigentlich ist und was er vielleicht nicht ist, wie umzugehen ist, mit den Klassikern der Philosophie, die sich rassistisch geäußert oder gar betätigt haben und in deren Schriften sich rassistische Passagen finden lassen. Wie können wir adäquat über Rassismus sprechen? In welche Kategorien lässt er sich philosophisch einteilen? Wie sollen wir als Gesellschaft mit Rassismus in der Demokratie umgehen? Welche Rolle spielen soziale Medien in der Debatte um Rassismus? Wie lässt sich die intersektionale Verbindung von Rassismus mit anderen Diskriminierungsformen wie Gender oder Class beschreiben? Wie sieht eine Philosophie aus, die sich kritisch mit Rassismus auseinandersetzt? Müssen unsere Lehrpläne rassismuskritisch angepasst werden? Diese und weitere Fragen rund um das Thema Rassismus möchte der praefaktisch-Themenschwerpunkt in den Blick nehmen. Wer sich mit einem Beitrag zu diesem Thema beteiligen möchte, schickt bitte eine E-Mail: sarah.stroemel@ur.de

Anti-antisemitische »Staatsraison«?

Eine Antwort auf Igor Levits Beschwerde über fatales Schweigen angesichts der jüngsten islamistischen Demonstrationen in Deutschland von Burkhard Liebsch (Universität Bochum) In einem langen Interview beklagte kürzlich der bekannte Pianist Igor Levit in der Wochenzeitschrift DIE ZEIT ein fatales Schweigen…

Rassismus (auch) ohne Race

von Ina Kerner (Universität Koblenz) Seit ein paar Jahren setzt sich die deutschsprachige Politische Theorie und Philosophie immer öfter kritisch mit dem Rassismus des eigenen Kanons auseinander. Das ist überfällig – und vollzieht eine Entwicklung kritischer Reflexivität nach, mit denen…

Antiziganismus – (K)Ein Thema für die Philosophie?

Laura Soréna Tittel (Justus-Liebig-Universität Gießen) Die Verstrickung der Philosophie in den Rassismus wurde in den letzten Jahren heiß diskutiert. Von Antiziganismus war dabei jedoch kaum die Rede. Vielmehr wurde dem klassischen philosophischen Kanon vorgeworfen, Rechtfertigungen für den Kolonialismus und für…

Das weiße (Nicht-)Wissen der Philosophie

von Marina Martinez Mateo (Akademie der Bildenden Künste München) Die Philosophie ist in ihrem institutionellen Funktionieren als Disziplin ein Ort weißen (Nicht-)Wissens. Das heißt nicht – so viel vorweg –, dass sie nur das ist: Kontinuierlich werden dem Weißsein der…

Heidegger und das Wesen der Dichtung

Von Gerhard Poppenberg (Heidelberg) Der Beitrag zeigt, dass Heideggers Engagement für den NS und seine Abwendung davon philosophisch parallel zu seiner „Kehre“ stattfindet: seiner Wendung zur Dichtung als einer Neukonzeption der Ontologie. Deren Implikationen werden im Folgenden angedeutet. Das Problem…