Wenig Themen sind in den Medien, der Politik und der Öffentlichkeit in den letzten Monaten so stark präsent gewesen wie Klimawandel und Klimakrise. In der Philosophie ist das Thema keineswegs neu. Schon seit Jahren erscheinen immer wieder neue Aufsätze und Bücher, die sich damit auseinandersetzen, welche ethischen und politischen Konsequenzen angesichts des anthropogenes Klimawandels und der mit ihm einhergehenden Verwüstung gezogen werden sollten. Es wurde ausführlich diskutiert, wer für den Klimawandel die Verantwortung trägt und was getan werden sollte. Man kann wohl ohne falsche Bescheidenheit sagen, dass der öffentliche und politische Einfluss dieser philosophischen Überlegungen eher gering war – vielleicht ist ein solcher Einfluss aber auch gar kein geeignetes oder erstrebenswertes Ziel für die philosophische Forschung.
In den letzten Monaten hat eine neue Dynamik eingesetzt, deren Ursachen und Motive, wohl erst spätere sozialwissenschaftliche Forschungen im Detail aufdecken werden. Schließlich ist seit Jahren bekannt, dass die Welt auf eine Klimakrise zusteuert. Nun gibt es auf der einen Seite neue zivilgesellschaftliche Bewegungen – etwa Fridays for Future oder Extinction Rebellion – und auf der anderen Seite einen zumindest verbal lautstark verkündeten Fokus auf das Problem in der Politik, dem bislang dann aber doch eher nur zaghafte Maßnahmen folgten. Dem gegenüber stehen Klimaskepsis in einigen Teilen der Bevölkerung und politisch mächtige und lautstarke Gegner von Maßnahmen zur Verlangsamung des Klimawandels, die den Diskurs als hysterisch und alarmistisch brandmarken. Jedenfalls bewirkt die derzeitige Gemengelage auch, dass manche an der Fähigkeit demokratischer politischer System zweifeln, ob diese dazu fähig sind, Großkrisen wie den Klimawandel erfolgreich zu lösen.
Der Philosophieblog praefaktisch möchte versuchen hier einen Beitrag auf mehreren Ebenen zu leisten. Welchen Mehrwert hat die philosophische Perspektive auf den Klimawandel und damit zusammenhängende Frage wie Klima- und Wissenschaftsskepsis, politische Lösungsfindung etc. eigentlich – brauchen wir Ethik, um solche Probleme zu verstehen? Welchen Beitrag können und sollen die Philosophie und jene, die sie betreiben, zur Entwicklung von Lösungen beitragen? Wie kann die Philosophie hier durchdringen und Öffentlichkeit, Wissenschaft und Politik erreichen – oder ist das gar nicht das Ziel? Wenn auch Du eine Idee für einen Beitrag hast, schicke uns bitte einfach eine Email!
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