Verdammt(e) Gefühle!? Vorschläge gegen Indifferenz und Gleichgültigkeit

Von Peggy H. Breitenstein (Jena) Etwa zeitgleich mit Donald Trumps Einzug ins Weiße Haus haben sich eigentümlich widersinnige Reden im politischen Diskurs eingenistet: Paradoxe Formulierungen wie „alternative Fakten“, „postfaktische Politik“, „Postwahrheit“ zeigen ernsthafte Zweifel darüber an, dass über Tatsachen und Tatsachenwahrheiten eigentlich nicht gestritten werden kann. Zugleich wird diesem Zweifel…

Feminismus: Ein Blick in die Medizinethik

Von Regina Müller (Bremen) Das Wort Feminismus taucht in den deutschsprachigen Medizinethik-Debatten selten bis gar nicht auf. Dabei sind feministische Diskussionsfelder in der Medizinethik reichlich vorhanden, etwa die Auseinandersetzung mit Körpernormen oder der geschlechterbezogenen Datenlücke in der Medizin. Was ist also das Verhältnis von Feminismus und Medizinethik? Braucht die Medizinethik…

Mind the GAP, Teil II

Zur Preisfrage 2021 der GAP: “Was haben Platon, Kant oder Arendt besser verstanden als die gegenwärtige analytische Philosophie?” Von Daniel-Pascal Zorn und Martin Lenz Die diesjährige Preisfrage der GAP scheint auf das Verhältnis der gegenwärtigen analytischen Philosophie zur Geschichte zu zielen. Die Frage ist wichtig, hat in der gegebenen Form…

Biopolitik und Vulnerabilität in der Corona-Pandemie

Dieser Blogbeitrag basiert auf einem Aufsatz, der in einem Schwerpunkt zur COVID-19 Pandemie in der neuesten Ausgabe der Zeitschrift für Praktische Philosophie (ZfPP) erschienen ist. Der Aufsatz kann auf der Website der ZfPP kostenlos heruntergeladen werden. Von Sonja Gassner (Wien) Seit dem Beginn der Corona-Pandemie steht die politische Philosophie vor…

Mind the GAP, Teil I

Zur Preisfrage 2021 der GAP: “Was haben Platon, Kant oder Arendt besser verstanden als die gegenwärtige analytische Philosophie?” Von Martin Lenz und Daniel-Pascal Zorn Die diesjährige Preisfrage der GAP scheint auf das Verhältnis der gegenwärtigen analytischen Philosophie zur Geschichte zu zielen. Die Frage ist wichtig, hat in der gegebenen Form…

Chancengleichheit und Armut

Dieser Blogbeitrag bezieht sich auf einen ausführlichen Beitrag im neuen Handbuch Philosophie und Armut, welches im April 2021 bei J.B. Metzler erschienen ist. Von Marcel Twele (Bern) Die Begriffe „Armut“ und „Chancengleichheit“ lassen verschiedene Interpretationen zu. Umfasst Armut nur das Entbehren absoluter Güter (wie eine nahrhafte Ernährung) oder auch positionaler…

Vom Sinn und Zweck eines Rassismusvorwurfs gegen Hegel

von Charlotte Baumann (Sussex) Zanders Reaktion auf James und Knappiks Beitrag über Hegels Rassismus wirft neben Interpretations-fragen zu  bestimmten Stellen bei Hegel vor allem die Frage auf: Was bringt es, Hegel des Rassismus zu beschuldigen? Dies ist eine berechtigte Frage, nicht zuletzt deswegen, weil diese Frage de facto bei vielen…

Die Pandemie der Privatiers: Neoliberale Kontinuitäten in der Corona-Krise

von Jonas Heller (Frankfurt) & Katharina Hoppe (Frankfurt) Die mit der Corona-Pandemie einhergehenden politischen Maßnahmen wurden vielfach als massiver Eingriff in den Raum des Privaten erfahren. Weil in der Krise ein regulierendes Handeln des Staates spürbar wurde, erschien sie vielen als Unterbrechung. Wie die Folgen der Pandemie ist auch diese…

Querfühlen statt Querdenken? Tocqueville zu Solidarität, Gemeinsinn und Individualismus in Zeiten von Corona

Von Sarah Rebecca Strömel (Regensburg) Die QuerdenkerInnen-Bewegung ist seit geraumer Zeit in aller Munde. Woche für Woche reklamieren ihre VertreterInnen das kritische Denken und das Hinterfragen der Entscheidungen von etablierten PolitikerInnen für sich. Von Personen, die ihren Unmut über die Maßnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus zum Ausdruck bringen möchten, über…

Von schlechtem Sex zur patriarchalen Ehe? Überlegungen zu Fichtes Geschlechtertheorie in der Grundlage des Naturrechts (1796/7)

Von Esther Neuhann (Hamburg) In seinem Werk Grundlage des Naturrechts nach Prinzipien der Wissenschaftslehre [GNR] schließt Johann Gottlieb Fichte von der vermeintlichen Tatsache, dass die Frau[1] beim heterosexuellen Geschlechtsverkehr eine rein passive Rolle einnehme, auf die Notwendigkeit, dass sie bei der Eheschließung „alle ihre Rechte abtrete“[2]. Diese Argumentation funktioniert nun…

Videos: Deutsch als Wissenschaftssprache in philosophischen Zeitschriften

Die online Diskussionsrunde „Deutsch als Wissenschaftssprache in philosophischen Zeitschriften“ fand am 8. Juni 2021 statt und wurde von der Zeitschrift für Praktische Philosophie gemeinsam mit dem populären Philosophieblog praefaktisch organisiert. Die Videos der Eingangsstaments sind zum Nachsehen online. Es diskutierten: Dagmar Borchers (Bremen, Zeitschrift für Ethik und Moralphilosophie), Andrea Esser…

Hegel als Zombie. Eine Erwiderung auf Daniel James und Franz Knappik

von Folko Zander (Jena) Dass Hegel in vielen seiner Schriften leicht misszuverstehen ist, kann vorbehaltlos zugegeben werden. Das ist auch leicht verständlich angesichts der Schwierigkeit seiner philosophischen Gegenstände und der sich daraus ergebenden Probleme der sprachlichen Vermittlung. Deswegen sind in der seriösen Hegelliteratur Fehldeutungen, Uneinigkeiten und ein eher langsames Voranschreiten…

Der verdrängte Tod

Von Thomas Pölzler (Graz) Die Corona-Krise legt den Finger auch in eine existentielle Wunde. Vielleicht hilft es, sich offen mit unserer Sterblichkeit zu beschäftigen.

Der Trolley-Führerschein. Eine pragmatische Bedienungsanleitung zu Gedankenexperimenten im Seminaralltag

Von Fredrik Brüggen, Johannes Löhr und Nils Wendler (Kiel) Ob als nützliche Illustration moralphilosophischer Überlegungen geschätzt oder als weltfremde Spielereien abgetan – die philosophische Diskussion um Gedankenexperimente ist mindestens so lang wie der berühmte Trolley, der droht, auf fünf Gleisarbeiter*innen zuzufahren. Ähnlich vernichtend wie dieser Trolley für die fünf hilflosen…

Stolz und Vorurteil. Adaptive Erklärungen von Emotionen in der Evolutionspsychologie

Von Rebekka Hufendiek (Bern) Stolz ist eine Emotion, die für viele Menschen recht unmittelbar nicht nur mit einem positiven Urteil über sich selbst und einem erhebenden Gefühl, sondern auch mit einer Reihe charakteristischer körperlicher Ausdrucksformen – wie einem siegesgewissen Lächeln, einem erhobenen Kinn und der sprichwörtlichen «Stolz geschwellten Brust» –…

Klima und Armut

von Ivo Wallimann-Helmer (Fribourg) Dieser Blogbeitrag bezieht sich auf einen ausführlichen Beitrag im neuen Handbuch Philosophie und Armut, welches im April 2021 bei J.B. Metzler erschienen ist. Der Klimawandel trifft die armen und ärmsten Weltregionen und Bevölkerungsgruppen besonders hart. Weder haben diese in der Vergangenheit viel zum Klimawandel beigetragen, noch ist…

Konkretes zur Frage, warum ein Netzwerk Wissenschaftsfreiheit gebraucht wird

Von Maria-Sibylla Lotter (Bochum) Auf Praefaktisch.de sind zwei kritische Artikel zum Netzwerk Wissenschaftsfreiheit erschienen, die zeigen, dass Philosophen und Philosophinnen auch dann rein spekulativ arbeiten können, wenn sie es nicht mit Metaphysik, sondern Wissenschaftspolitik zu tun haben. Gibt es Einschränkungen der Wissenschaftsfreiheit? Bevor wir uns erneut in ideologische Scheingefechte begeben,…

Replik auf Breitenstein

von Dieter Schönecker (Siegen) Das Netzwerk Wissenschaftsfreiheit wurde seit seiner Gründung im Februar dieses Jahres von durchaus gebildeten Menschen u. a. als (ich zitiere) tiefschwarz reaktionär, rechts, rechtsradikal und rassistisch bezeichnet, als Horde Ahnungsloser, als Gruppe alter weißer cis-Menschen mit Prof. Dr. vorm Namen und Angst vor Gendersternchen, als ein…

Von religiösen Eiferern und Fanatikern

Von Ruth Rebecca Tietjen (Kopenhagen) Von religiösem Eifer ist allerorts die Rede: er wird angeführt, um religiös motivierte oder legitimierte Gewalt zu erklären, soll religiösen Fanatismus motivieren oder sogar mit konstituieren. Was aber ist religiöser Eifer? Wie hängt er mit religiöser Gewalt zusammen? Was trägt unsere jeweils eigene Perspektive auf…

Das Untote in Hegel: Warum wir über seinen Rassismus reden müssen

Von Daniel James (Düsseldorf) & Franz Knappik (Bergen) Ob als Theoretiker der Anerkennung, der Freiheit, der Normativität, der staatlich eingegrenzten Märkte, der Logik oder der Kunst—das Erbe Hegels floriert derzeit im Inland wie im Ausland. Autor:innen in den unterschiedlichsten philosophischen Traditionen finden Inspiration in den Schriften Hegels, und selbst in…

Was ist eigentlich feministische Philosophie?

Von Hilkje C. Hänel (Potsdam) Feministische Philosophie ist mittlerweile auch in Deutschland auf dem besten Weg, eine eigene anerkannte Forschungsrichtung in der Philosophie zu werden. Wo man sich als feministische Philosophin noch vor wenigen Jahren mit der Frage konfrontiert sah, ob Feministische Philosophie überhaupt Philosophie sei, sieht man sich heute…

Das Recht der Völker: Eine Blaupause für die Staatenanerkennung?

Von Adis Selimi (Düsseldorf) Von allen Werken, die John Rawls zu Fragen der Gerechtigkeit vorgelegt hat, hat wohl kaum eines so viele Kontroversen hervorgerufen wie das 1999 erschienene The Law of Peoples (dt. Das Recht der Völker). In seiner Schrift verteidigt Rawls eine internationale Gerechtigkeitstheorie, die deutlich von anderen liberalen…

Das Lieferkettengesetz in der Diskussion. Potenziale und Herausforderungen für Arbeitnehmer*innen im globalen Süden – eine Bewertung auf Basis des Capability Ansatzes

Dieser Blogbeitrag bezieht sich auf einen ausführlichen Beitrag im neuen Handbuch Philosophie und Armut, welches im April 2021 bei J.B. Metzler erschienen ist. Von Annekatrin Meißner (Passau) Das Bundeskabinett hat am 3. März 2021 den Entwurf eines ‚Gesetzes über die unternehmerischen Sorgfaltspflichten in Lieferketten‘ für Deutschland verabschiedet. Die Reaktionen auf…