Konkretes zur Frage, warum ein Netzwerk Wissenschaftsfreiheit gebraucht wird

Von Maria-Sibylla Lotter (Bochum) Auf Praefaktisch.de sind zwei kritische Artikel zum Netzwerk Wissenschaftsfreiheit erschienen, die zeigen, dass Philosophen und Philosophinnen auch dann rein spekulativ arbeiten können, wenn sie es nicht mit Metaphysik, sondern Wissenschaftspolitik zu tun haben. Gibt es Einschränkungen der Wissenschaftsfreiheit? Bevor wir uns erneut in ideologische Scheingefechte begeben,…

Replik auf Breitenstein

von Dieter Schönecker (Siegen) Das Netzwerk Wissenschaftsfreiheit wurde seit seiner Gründung im Februar dieses Jahres von durchaus gebildeten Menschen u. a. als (ich zitiere) tiefschwarz reaktionär, rechts, rechtsradikal und rassistisch bezeichnet, als Horde Ahnungsloser, als Gruppe alter weißer cis-Menschen mit Prof. Dr. vorm Namen und Angst vor Gendersternchen, als ein…

Von religiösen Eiferern und Fanatikern

Von Ruth Rebecca Tietjen (Kopenhagen) Von religiösem Eifer ist allerorts die Rede: er wird angeführt, um religiös motivierte oder legitimierte Gewalt zu erklären, soll religiösen Fanatismus motivieren oder sogar mit konstituieren. Was aber ist religiöser Eifer? Wie hängt er mit religiöser Gewalt zusammen? Was trägt unsere jeweils eigene Perspektive auf…

Das Untote in Hegel: Warum wir über seinen Rassismus reden müssen

Von Daniel James (Düsseldorf) & Franz Knappik (Bergen) Ob als Theoretiker der Anerkennung, der Freiheit, der Normativität, der staatlich eingegrenzten Märkte, der Logik oder der Kunst—das Erbe Hegels floriert derzeit im Inland wie im Ausland. Autor:innen in den unterschiedlichsten philosophischen Traditionen finden Inspiration in den Schriften Hegels, und selbst in…

Was ist eigentlich feministische Philosophie?

Von Hilkje C. Hänel (Potsdam) Feministische Philosophie ist mittlerweile auch in Deutschland auf dem besten Weg, eine eigene anerkannte Forschungsrichtung in der Philosophie zu werden. Wo man sich als feministische Philosophin noch vor wenigen Jahren mit der Frage konfrontiert sah, ob Feministische Philosophie überhaupt Philosophie sei, sieht man sich heute…

Das Recht der Völker: Eine Blaupause für die Staatenanerkennung?

Von Adis Selimi (Düsseldorf) Von allen Werken, die John Rawls zu Fragen der Gerechtigkeit vorgelegt hat, hat wohl kaum eines so viele Kontroversen hervorgerufen wie das 1999 erschienene The Law of Peoples (dt. Das Recht der Völker). In seiner Schrift verteidigt Rawls eine internationale Gerechtigkeitstheorie, die deutlich von anderen liberalen…

Das Lieferkettengesetz in der Diskussion. Potenziale und Herausforderungen für Arbeitnehmer*innen im globalen Süden – eine Bewertung auf Basis des Capability Ansatzes

Dieser Blogbeitrag bezieht sich auf einen ausführlichen Beitrag im neuen Handbuch Philosophie und Armut, welches im April 2021 bei J.B. Metzler erschienen ist. Von Annekatrin Meißner (Passau) Das Bundeskabinett hat am 3. März 2021 den Entwurf eines ‚Gesetzes über die unternehmerischen Sorgfaltspflichten in Lieferketten‘ für Deutschland verabschiedet. Die Reaktionen auf…

Zeiten der Pandemie – Zeiten der Improvisation?

Von Claus Beisbart (Bern) Die Pandemie hat so manchen Plan durchkreuzt. Einige halten daher das Improvisieren für angesagt und ziehen eine Parallele zur künstlerischen Improvisation. Doch ein genauerer philosophischer Blick zeigt: Was wir in Zeiten der Pandemie tun, kann zwar aus einer langfristigen Zeitperspektive als Improvisieren gelten. Doch im Detail…

Integrität im Anthropozän

Von Stefan Knauß (Halle & Erfurt) Corona und Anthropozän Als Anthropozän wird das gegenwärtige Erdzeitalter bezeichnet, das durch die massive, menschengemachte Veränderung natürlicher Ökosysteme gekennzeichnet ist (Crutzen und Stoermer 2000). Naturwissenschaftler sprechen von einer „Geologie der Menschheit“ (Crutzen 2002). Sie gehen davon aus, dass die Menschheit spätestens seit der industriellen…

Frauen und der biotechnologische Fortschritt: Philosophische Aspekte künstlicher Befruchtung aus altersethischer Perspektive

Von Esther Redolfi Widmann Die Philosophin Simone de Beauvoir (*1908; †1986) hat in Das andere Geschlecht[1] (1949)und Das Alter[2] (1970) die Situation der Frau luzide analysiert. Sie war damit nicht nur ihrer Zeit weit voraus, sondern ist in ihrem Denken gerade heute wieder verblüffend aktuell.Die Entwicklung ihrer philosophischen Thesen lässt…

Covidologisches Zupfen

Von Martin Krohs (Berlin) Warum sind die Debatten um die Covid-Maßnahmen so rabiat, gerade die virtuellen? Auf facebook und twitter, in den Foren und Kommentarspalten bestimmen Verachtung, Überheblichkeit, Hass und Häme den Ton. Lockdown oder Öffnung, Zero Covid oder mit dem Virus leben? Ziel der Auseinandersetzung ist nicht so sehr,…

Rawls und die Kritik am Distributionsparadigma

Von Bernd Ladwig (Berlin) Für Rawls ist Gerechtigkeit die erste Tugend sozialer Institutionen. Die Grundfrage einer Theorie der Gerechtigkeit laute, wie die gesellschaftliche Grundordnung die Rechte und Pflichten sowie die Früchte der Zusammenarbeit unter den Angehörigen eines Gemeinwesens verteilen sollte. Die gerechte Verteilung beschränkt sich dabei nicht auf ein System…

Zwischen Tugend- und Sozialethik: Armut in der Patristik und im Frühmittelalter

Dieser Blogbeitrag bezieht sich auf einen ausführlichen Beitrag im neuen Handbuch Philosophie und Armut, welches im April 2021 bei J.B. Metzler erschienen ist. Von Peter Schallenberg (Mönchengladbach) Alles Nachdenken einer christlich inspirierten Philosophie zur Armut beginnt mit dem programmatischen Satz Jesu: „Denn wo euer Schatz ist, da ist euer Herz!“…

Freiheit und Krisis – Zu den Ursachen von Fremden-, Schwachen- und Intellektuellenfeindlichkeit

Von Ralph Schröder (Basel) Verachtungsdiskurse sind untrügliche Kennzeichen jeglichen Autoritarismus, Fremden-, Schwachen- und Intellektuellenfeindlichkeit sein abgründiges «Fundament». Matthias Bertschinger legt in seinem 2020 erschienenen Werk «Freiheit und Krisis» in einem neuartigen psychoanalytisch-ontologischen Denkansatz die Ursachen von Autoritarismus frei: als «Abwehr der Freiheit».

Zwischen Interpretation und Adaption: Rawls im Dialog mit Kant

Von Jakob Huber (Frankfurt) John Rawls habe die normative politische Philosophie im und für das 20. Jahrhundert wiederbelebt, so eine weiterverbreitetes (wenngleich zunehmend kritisiertes) Narrativ. Während sich sein Rang in der Ahnengalerie der Gerechtigkeitstheorie 50 Jahre nach der Erstveröffentlichung seines Hauptwerkes weiter festigt, werden Rawls‘ eigene Arbeiten zur Geschichte der…

Der Zahn der Zeit. Altern als Indikator der Endlichkeit

Von Michael Fuchs (Linz) Was ist Altern? Wein altert. Häuser altern. Kunstwerke altern. Bäume, Hunde und Menschen altern. Wenn das durchschnittliche Alter in einer Gesellschaft zunimmt, sprechen wir von einer alternden Gesellschaft. Altern bezeichnet, wenn es auf Individuen oder individuelle Dinge bezogen ist, das Verstreichen der Zeit und die Veränderungen,…

Rawls und die Religion. Zum Verhältnis zwischen Glauben und öffentlicher Rechtfertigung

Von Michael Roseneck (Frankfurt und Mainz) Die Sozialforschung ist weitestgehend von der Prognose Max Webers abgerückt, dass Modernisierung und die Trennung von Kirche und Staat zugleich auch einen Bedeutungsverlust der Religion bedingen. Vielmehr beziehen religiöse Akteure in der demokratischen Öffentlichkeit oder in Institutionen wie beratenden Ethikkommissionen prominent Stellung, zum Beispiel…

Objektiver Idealismus. Fragen an Vittorio Hösle

Der an der University of Notre Dame lehrende Philosoph Vittorio Hösle ist ein profilierter Vertreter eines objektiven Idealismus. Seine zahlreichen Publikationen umfassen u.a. «Wahrheit und Geschichte. Studien zur Struktur der Philosophiegeschichte unter paradigmatischer Analyse der Entwicklung von Parmenides bis Platon» (1984), «Hegels System. Der Idealismus der Subjektivität und das Problem…

Digitalisierung und grüne Hightech Zivilisationen

Von Bernhard Irrgang (Dresden) Thema des Blogbeitrags ist die Entwicklung einer neuen kognitiv orientierten praktischen Philosophie für eine neue Technologiezivilisation nach der Industriegesellschaft, die sich seit ca. 1990 (erste Anfänge im Zweiten Weltkrieg) entwickelt. Dabei sollen in der Geschichte entwickelte Interpretationsmodelle praktischer Philosophie nicht nur fachkundig interpretiert werden, sondern angesichts…

Das Recht der Völker

Von Christine Straehle (Hamburg) Zu Ende der 90er Jahre hatte John Rawls seine Überlegungen zur globalen Gerechtigkeitsdiskussion unter dem Titel Law of Peoples veröffentlicht (dt. Das Recht der Völker). Es sollte als seine Antwort auf all diejenigen gelten, die seine Theorie der Gerechtigkeit auf die internationale Sphäre anwenden wollten. Solchen…

Politische Philosophie und politische Arbeit an der Universität

Von Gottfried Schweiger (Salzburg) Politische Philosophie denkt oft über die großen Probleme und Ungerechtigkeiten in der Welt nach. Wie steht es aber um die politische Arbeit für politische Ideale und Ideen an der Universität? Diese politische Arbeit und die Besonderheiten der Organisation und des sozialen Raums „Universität“ werden nur selten…

3 Jahre praefaktisch. Populäre Philosophie, Aufmerksamkeit und Loslassen

von Gottfried Schweiger (Salzburg) Nun gibt es praefaktisch, den besten aller möglichen Philosophieblogs, seit drei Jahren. Das freut uns sehr. Die Zugriffe haben sich kontinuierlich gesteigert (wir wissen ehrlich gesagt aber nicht, ob unsere Zugriffszahlen hoch oder niedrig sind, da uns die Vergleiche fehlen). Fast alle, denen wir schreiben, haben vom…

Die Attraktivität des Kontraktualismus

Von Tim Reiß (Berlin) Es ist heute vielleicht mehr denn je aktuell, den Individualismus der Vertragstheorie gegen den utilitaristischen Kollektivismus zu verteidigen: Zur systematischen und gegenwärtigen Relevanz der Theorie der Gerechtigkeit.

Das Affektive ist politisch. Eine schemenhafte Skizze des Zusammenhangs zwischen Affektivität und Politik

Von Jule Govrin (Berlin) In politischen Prozessen kochen die Gefühle hoch, sei es in angriffslustigen Debatten in den digitalen Arenen, im erhitzten Schlagabtausch bei Polit-Talkshows, in aufgeregten Bundestagsdebatten, in wütenden Menschenmassen auf Demonstrationen oder in sensationslüsternen Berichterstattungen über tagespolitische Geschehnisse. Bisweilen drängt sich der Eindruck auf, als hätten sich solche…