Fußball als existenzielle Kontingenzperformanz

von Thomas Bedorf (Hagen) Vom Trainer des FC Liverpool Bill Shankley ist das Bonmot überliefert, dass Fußball keinesfalls eine Angelegenheit von Leben und Tod, sondern viel ernster sei. Niemand, der die Kontingenz des Fantums für eine bestimmte Mannschaft kennt, das immer mit vollkommener Frag- und Alternativlosigkeit einhergeht; sich an aussichtlosen…

Retourgang. Von der Exzellenz zur Konvenienz

von Herbert Hrachovec (Wien) Die „European Science Foundation“ (ESF) hat ab 2002 den Versuch unternommen, eine Qualitätsprüfung sämtlicher europäischer Fachjournale in den Humanwissenschaften in die Wege zu leiten. An das traurige Schicksal des Vorhabens ist zu erinnern. Dann wird berichtet, was weiter aus ihm geworden ist. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung…

Mit der Fanfare philosophieren

von Urs Siegfried (Zürich) Die Welt hat mehr Philosophie verdient. Und der Philosophie würde ein bisschen mehr Welt auch nicht schaden. Darum: Philosophinnen und Nicht-Philosophen dieser Welt, vereinigt euch! Ein Plädoyer für eine Philosophie, die sich ins Getümmel stürzt.

Wind mit Feuerzungen: Zur Sprache philosophischer Zeitschriften

von Petra Gehring (Darmstadt) 1. Zu Beginn ein Vergleich. Die Lage deutschsprachiger philosophischer Zeitschriften ähnelt einer Wanderung, die sich nicht aufschieben lässt – im Dunkeln, während Blitzeis sich einstellt und mit unpassendem Schuhwerk. Massive Randbedingungen wirken sich auf jede Bewegung unvorhersagbar aus. Wobei die Randbedingungen je für sich Veränderungen sind.…

Die doppelte Religionskritik bei Marx

von Christoph Henning (Erfurt) Bereits der junge Marx hat wichtige Beiträge zur Kritischen Theorie verfasst: neben einer Kritik des Rechts und der Politik etwa eine Kritik der Religion. Diese hängt eng mit einer Auseinandersetzung um die Pressefreiheit als Motor der Demokratisierung zusammen, die Marx zuvor geführt hatte. Zum einen waren…

Eine klare Sache: für eine populäre Philosophie

von Michael Hauskeller (Liverpool) Populäre Philosophie, das ist fast ein Schimpfwort in manchen akademischen Kreisen. Man muß sich fast schämen, einmal etwas Populäres veröffentlicht zu haben. Populäre Philosophie ist Philosophie für das Volk, die vielen, die breite Masse, und was jeder versteht, so meint man, ist auch nicht wert verstanden…

Herausforderung Neugründung einer philosophischen Fachzeitschrift

von Martin Hähnel (Eichstätt), in Absprache mit den Herausgeber_innen der Zeitschrift für Ethik und Moralphilosophie Kurz über uns Die Gründung einer philosophischen Fachzeitschrift wie der Zeitschrift für Ethik und Moralphilosophie (kurz: ZEMO) ist eine Herausforderung besonderer Art, da der Markt, vor allem der internationale, für Zeitschriften auf diesem Gebiet annähernd…

Nationalspieler als Soldaten

von Norbert Paulo (Salzburg und Graz) Eigentlich wollten wir den Fußball-Themenblock ja erst beginnen, wenn die Saison mit dem Finale der Champions League beendet ist und endlich die Weltmeisterschaft in Russland vor der Tür steht. Aber nun liefern die Reaktionen auf ein Treffen des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan mit…

Philosophie im Kinosessel

von Andrea Klonschinski (Kiel) Philosophische Filmreihe als populäre Philosophie Philosophische Themen auf eine unterhaltsame Art vermitteln und mit einem breiteren, nicht unbedingt philosophisch vorgebildeten Publikum diskutieren – geht das? Ja, das geht – und zwar sehr gut! Diese Erfahrung habe ich zumindest mit der philosophischen Filmreihe „Filmisches Philosophieren“ gemacht, die…

Populismus, die Wahrheit und nichts als die Wahrheit

von Norbert Paulo (Salzburg und Graz) Inzwischen ist es eine allzu vertraute Taktik populistischer Politiker_innen zu suggerieren, sie wären im alleinigen Besitz der Wahrheit. Wer sich erlaubt, diese Wahrheit anzuzweifeln, wird nicht etwa argumentativ überzeugt, sondern abgewertet oder gar zum Feind erklärt. So sind Politiker_innen oder Geheimdienste, die anderer Meinung…

Shin-Kan-Sen oder: Vom Geist des Journals

von Harald Schwaetzer (Cusanus Hochschule) Ruhig und gleichmäßig rollt der Shinkansen Richtung Hiroshima. Ein eigentümlicher Ort, um über die Lage philosophischer Zeitschriften ein paar Gedanken aufs elektronische Papier zu bringen, schon gar als Mitherausgeber der „Allgemeinen Zeitschrift für Philosophie“, die bekanntlich dem klassischen Druck auf Papier zugetan ist.

All-male Blog?

von Gottfried Schweiger (Salzburg) Auf prae|faktisch schreiben nur wenige Frauen. Warum das ein Problem ist, was es mit Philosophie zu tun hat und wie es besser werden könnte. Darüber sollten wir nachdenken.

Marx oder Marxismus?

von Tilman Reitz (Jena) Unter Menschen, die Marx als undogmatischen Denker loben wollen, wird er häufig mit der Äußerung zitiert: „je ne suis pas Marxiste“ (MEW 37, 436). Er hatte gut reden, er war ja Marx. Friedrich Engels, der über die Äußerung berichtet und sie verbreitet hat, gilt in einer…

Die Notwendigkeit einer Popularität. Performative Philosophie in ihrem wissenschaftlichen Unverstand

von Christoph Müller (Leipzig) Die Philosophie befindet sich im Wandel. Immer mehr Philosoph*innen scheinen sich von der klassischen akademischen Art des Philosophierens entfernen zu wollen. Am besten bestätigen können dies wohl die Student*innen, denen geradezu dürstet nach einer anderen, einer zugänglicheren Art des Philosophierens. Wer kennt sie nicht, die hochtrabende…

Die Aktualität von Marx

von Christian Schmidt (Leipzig) Die Frage, in welcher Hinsicht Karl Marx eigentlich noch aktuell ist, wird immer häufiger gestellt, je näher der 5. Mai 2018, der 200. Geburtstag von Marx, rückt. Die Frage irritiert mich offen gestanden etwas – wobei ich aber gleich zugebe, dass diesbezüglich wahrscheinlich eine déformation professionelle zu…

Tagungen abschaffen?

von Gottfried Schweiger (Salzburg) Drüben auf Slippery Slopes verrät uns Thomas Hoffmann, dass philosophische Tagungen eigentlich unnütz, ja sogar bloß teure Zeitverschwendung sind und am besten gleich ganz abgeschafft werden sollten bzw. wenn die Finanziers dieser Dinge genauer hinsehen würden, diese das Geld ganz von alleine abdrehen würden. Es ist…

Herausforderungen für philosophische Zeitschriften und Jahrbücher in Deutschland

von Michael Reder (München) Die Veröffentlichung philosophischer Forschung hat sich in den vergangenen drei Jahrzehnten stark gewandelt, auch in Deutschland. Wurden früher philosophische Arbeiten vor allem in Form von Monographien und als Beiträge in Sammelbänden publiziert, haben seitdem Veröffentlichungen in Zeitschriften und Jahrbüchern stetig an Bedeutung gewonnen. Zwar gab es…

Das Volk erreichen! Aber wie?

von Gottfried Schweiger (Salzburg) Mit ein bisschen anderer Schwerpunktsetzung könnte dieser Beitrag auch in unseren Themenblock zum Marxjubiläum passen. Schließlich ist Marx doch in einem doppelten, ja vielleicht sogar dreifachen Sinne ein populärer Philosoph. Erstens ist Marx einer der wenigen echten houshold names in der Philosophie. Wahrscheinlich kennt ihn wirklich…

Karl Marx und die Möglichkeit eines nichtnaturalistischen Materialismus

von Kurt Bayertz (Münster) I. Drei Ausgangsthesen Man kann sich der Theorie von Marx unter verschiedenen Gesichtspunkten nähern. Man kann etwa nach ihrer Tragweite für die Analyse gegenwärtiger  ökonomischer (und anderer) Krisenerscheinungen fragen. Eine solche aktualisierende Herangehensweise ist natürlich legitim. Sie setzt aber voraus, was wir bestenfalls in Ansätzen haben:…

Interview mit Mari Mikkola (Oxford)

Mari Mikkola ist Tutorial Fellow, Somerville College und Associate Professor, Faculty of Philosophy, an der University of Oxford. Davor war sie Juniorprofessorin und Professorin für Praktische Philosophie an der Humboldt Universität Berlin. Sie ist Vorstandsvorsitzende von SWIP Germany. prae|faktisch: Wieso wolltest Du Philosophin werden? Haben Deine Herkunft (lokal, sozial) oder…

Noch einmal!? Marxismus und Philosophie

von Volker Schürmann (Köln) Wie bloß beginnen? Womit muss heute der Anfang einer wissenschaftlichen Erörterung des Verhältnisses von Marxismus und Philosophie gemacht werden? Ist nicht alles dazu gesagt, was es dazu zu sagen gibt? Etwa von Korsch (1923), von Fracchia (1987), von Balibar (1995). Und war es etwa nicht sowieso…

Philosophieren in postfaktischen Zeiten

von Patrick Zoll SJ (München) Was kann man als Philosoph in postfaktischen Zeiten tun? Nun, am besten wohl das, was man immer tut: analysieren, klassifizieren, kritisieren und konstruktiv etwas zur Lösung der identifizierten Probleme beitragen. Kommen wir zur ersten Aufgabe. Der Begriff „postfaktisch“ bzw. „postfaktische Politik“ ist in aller Munde.…

Populäre Philosophie

von Elke Brendel (Universität Bonn) Die Philosophie als akademische Disziplin spielt sich heute weitgehend in den vielbeschworenen Elfenbeintürmen universitärer Institute ab. Die Fachphilosophin (hier wie im Folgenden soll das Femininum auch alle anderen Geschlechter miteinschließen) kämpft meist einsam mit komplizierten Texten, prüft kritisch Argumente und erwägt das Für und Wider…