Warum ein demokratischer Rechtsstaat Armut nicht tolerieren darf

Dieser Blogbeitrag bezieht sich auf einen ausführlichen Beitrag im neuen Handbuch Philosophie und Armut, welches im April 2021 bei J.B. Metzler erschienen ist. von Eva Maria Maier (Wien) Einleitung: Armut und Pandemie Gerade die aktuelle Krise illustriert eindringlich, dass wachsende Armut und Arbeitslosigkeit nicht nur ökonomische Wachstumsraten gefährden, sondern selbst die…

Die Rechte der Natur im deutschen Feuilleton. Eine Presseschau

von Stefan Knauß, Andreas Gutmann, Jula Zenetti, Klaus Bosselmann Rechte der Natur sind im Feuilleton angekommen. Die ZEIT schlägt vor, “den Hambacher Wald und das Lichtenmoor zu Rechtspersonen [zu] machen.” Die Süddeutsche legt dar, warum es lohnt, die Idee von Rechten der Natur “auch hier ernst zu nehmen.” Auch die…

Uninformed Non-Consent: Widerspricht eine Impfpflicht dem Autonomieprinzip?

von Daniel Lucas (Marburg) In Deutschland wird aktuell wieder über eine Impfpflicht – in medizinischen Berufen im Besonderen, aber auch im Allgemeinen – diskutiert. Grund dafür ist die niedrige Impfquote und die damit einhergehende Gewalt, mit welcher die vierte Corona-Welle auf die Bundesrepublik trifft. Während insbesondere der Schutz Dritter als…

Macht es Sinn, von gemeinsamer Verantwortung für Weltarmut zu sprechen?

Dieser Blogbeitrag bezieht sich auf einen ausführlichen Beitrag im neuen Handbuch Philosophie und Armut, welches im April 2021 bei J.B. Metzler erschienen ist. von Anne Schwenkenbecher (Murdoch University, Perth) Wer regelmäßig Nachrichten aus dem eigenen Land und der Welt verfolgt, wird nicht umhin können, sich die Fragen zu stellen, ob man…

Über den Begriff der Schreibform bei Ludwig Wittgenstein

Von Marcus Döller (Erfurt) In einem flüchtigen Notat aus seinen privaten Denktagebüchern gibt Wittgenstein Auskunft über den Begriff der „Schreibform“. Mit dem Begriff der „Schreibform“ gibt Wittgenstein Aufschluss über die Grundform seines Denkens. Die Weise philosophischen Denkens, die Wittgenstein vollzieht, gibt es nur im Schreiben und nur als Schreiben. Denken…

Simone de Beauvoir: Eine Feministische Phänomenologie der Schwangerschaft

Von Isabella Marcinski (Göttingen) Das Phänomen der Schwangerschaft wurde noch keiner umfassenden philosophischen Reflexion unterzogen. Zahlreiche Aspekte bilden somit Desiderate philosophischer Forschung. Die bisher vorliegenden Untersuchungen konzentrieren sich auf ethische Fragestellungen bezüglich der Reproduktionsmedizin und reproduktiver Entscheidungen. Selbst in der feministischen Philosophie ist das Phänomen der Schwangerschaft lediglich als Randthema…

Wittgensteins Denken erkunden und entdecken

Von Wilhelm Vossenkuhl (München) Vor 70 Jahren starb Ludwig Wittgenstein. Dies ist ein Anlass, aber noch kein Grund sich mit seinem Denken zu beschäftigen. Der wahre Grund ist unabhängig vom Todesdatum sein Denken. Dessen Bedeutung, Tiefgang und Reichweite wieder und neu zu entdecken, ist lohnend, wird aber von allerlei Vorurteilen…

Bias, Sprachassistent*innen und humans in the loop: für eine kritische Ethik Künstlicher Intelligenz

Von Julia Maria Mönig (Bonn) Technologieethik, genauer gesagt „KI-Ethik“, ist derzeit in aller Munde. Warum es wichtig ist,  die Kategorie „Geschlecht“ dabei zu bedenken, und einen feministischen Blick auf KI zu werfen, zeigen die folgenden Beispiele. Technologie ist nie wertneutral. In die Technikgestaltung fließen immer bereits Werte, Designvorstellungen, Absichten, Verwendungszwecke…

Staatliche Souveränität in der multipolaren Weltgemeinschaft

Von Max Gottschlich (KPU Linz) Es gehört heute zum vornehmen Ton in der Einschätzung politischer Verhältnisse, die Rede von staatlicher Souveränität für gehaltlos anzusehen. Man verweist dazu auf die Evidenz allseitiger Abhängigkeitsverhältnisse sowie ökologischer, ökonomischer, gesundheitspolitischer und sicherheitspolitischer Herausforderungen, die nicht auf einzelstaatlicher Ebene bewältigbar sind. Das zunehmende Gewicht supranationaler…

Tiere ernähren

Von Bernd Ladwig (Berlin) Jedes Tier muss sich von etwas ernähren, um überleben und gut leben zu können. Wir Menschen machen da keine Ausnahme. Allerdings unterscheidet uns manches von anderen Tieren. Zunächst einmal sind wir Omnivoren: Wir vertragen pflanzliche ebenso wie tierliche Nährstoffe. Sodann sind wir besonders erfinderisch und können…

„Monetäre Armut“: die Details hinter diesem Armutsbegriff

von Stefan Angel (WU Wien) und Karin Heitzmann (WU Wien) Dieser Blogbeitrag bezieht sich auf einen ausführlichen Beitrag im neuen Handbuch Philosophie und Armut, welches im April 2021 bei J.B. Metzler erschienen ist. Die Frage, wie Armut definiert und gemessen werden kann ist nicht nur ein wissenschaftliches oder statistisches „Problem“, sondern…

Das Berliner Volksbegehren und die politische Theorie des Unternehmens

von Philipp Stehr (Utrecht) Die Initiative Deutsche Wohnen & Co. enteignen ist eine der erfolgreichsten sozialen Bewegungen im deutschsprachigen Raum. Am Sonntag wurde der Vorschlag der Bewegung zur Vergesellschaftung des Wohnungsbestands großer profitorientierter Unternehmen von einer Mehrheit der Berlinerinnen angenommen. Diese Entscheidung ist auch aus philosophischer Sicht hochinteressant, weil er an…

Grammatik und Gewissheit. Für einen befreiten Wittgenstein

Von Ulrich Metschl (Innsbruck) Mit gerade einmal einhundert Jahren seit Erstveröffentlichung nimmt sich Wittgensteins Logisch-Philosophische Abhandlung – der Tractatus – unter den klassischen Werken der Philosophie fast noch wie ein Neuzugang aus. Doch vielleicht ist ein Jahrhundert genau der passende Abstand zu fragen, was vom Tractatus, und wenn wir schon…

Ernährungsethik, Essen und Kommunikation

Von Ines Heindl (Flensburg) „Einst war fleischloses Essen gekochte Weltverbesserung, heute essen wir Gemüse, weil es schmeckt. Erst ohne Ideologisierung wurde vegetarisches Essen populär – also hört auf mit dem Moralisieren!“ Der Veggieday der Grünen ist eine dumme Idee. Welt am Sonntag, 05. März 2013

Feminist Strike: Frauen machen Revolution.

von Maria Robaszkiewicz (Paderborn) Der Begriff des feministischen Streiks rückt wieder ins Zentrum feministischer Debatten, diesmal durch das Buch von Verónica Gago, Feminist Inernational. How to change everything.[1] Gago und ihre Compañeras vom Kollektiv Ni una menos gerieten auch ins Blickfeld der Mainstream-Medien, als kurz vor dem Ende des letzten…

Leben wir in der Remoderne?

Von Johannes Müller-Salo (Hannover) Die Moderne gilt gemeinhin als erledigt. Folgt man der Gesellschaftstheorie, leben wir gegenwärtig soziologisch-strukturell in der Spätmoderne und philosophisch-kulturell in der Postmoderne. Doch einige zentrale Entwicklungen deuten ein Comeback der Moderne an: Willkommen!

Kommunale Online-Partizipation: Fehlende Grenzen, fehlende Legitimität

von Jonathan Seim (Düsseldorf) Dieser Blogbeitrag basiert auf einem Aufsatz, der in einem Schwerpunkt zur Philosophie der Stadt in der neuesten Ausgabe der Zeitschrift für Praktische Philosophie (ZfPP) erschienen ist. Der Aufsatz kann auf der Website der ZfPP kostenlos heruntergeladen werden. Innerhalb der letzten Jahrzehnte wurde immer wieder eine Krise repräsentativer…

Wen oder was sollten wir essen?

Von Johann S. Ach (Münster) Die weltweite Fleischproduktion hat immense negative Folgen: für die Gesundheit der Konsument:innen, für das Klima, mit Blick auf die Ernährung einer weiter wachsenden Weltbevölkerung – und nicht zuletzt für die Tiere, die für den menschlichen Verzehr gezüchtet, gehalten und geschlachtet werden. Als Alternative wird seit…

Was können wir von der Philosophie lernen, um Diskriminierung im Gesundheitswesen entgegenzuwirken?

Maximiliane Hädicke auf Basis des gemeinsamen Aufsatzes mit Claudia Wiesemann, der in der Ethik in der Medizin (EiM) erschienen ist. Der Aufsatz kann auf der Seite der EiM kostenlos heruntergeladen werden und entstand im Rahmen des BMG-geförderten Forschungsprojekts Trans*Kids. Dieser Blogbeitrag kann auch als Podcast gehört und heruntergeladen werden: Wird…

Empathie-Förderung im Unterricht

Von Bettina Bussmann (Salzburg), Volker Haase (Freiburg), Angela Pühringer (Taufkirchen an der Pram) Als vermeintlich wichtige Fähigkeit ist Empathie in den letzten Jahren zum öffentlichen Diskussionsthema geworden. Immerhin sind viele davon überzeugt, dass sie uns zu besseren Menschen macht, obwohl bislang kein eindeutiger Zusammenhang zwischen Empathie und moralischem Handeln gezeigt…

Warum ein flirtender Roboter moralisch problematisch ist

Von Carina Pape (Hildesheim) Sara Ahmed bringt es in Feministisch leben! auf den Punkt: Wir sind die Spielverderberinnen. Zum Beispiel auf Familienfeiern. So, wie die Marianne auf Eugène Delacroix’ berühmtem Revolutionsgemälde die Tricolore, tragen wir die Fahne des Widerspruchs und steigen über die Leiche des feiertäglichen Familienfriedens. Dann, wenn beim…

Populäre Philosophie und die intellektuelle Debatte außerhalb der Universität

Von Gottfried Schweiger (Salzburg) Forscher:innen, die auf der Universität (oder in außeruniversitären, vergleichbaren Institutionen arbeiten) sind es gewohnt, dass sie im Austausch mit Kolleg:innen stehen. Die Debatte gehört zum Kern der wissenschaftlichen Arbeit. Was aber tun, wenn das fehlt? Wie kann populäre Philosophie gelingen, ohne die Universität als sozialer Raum…

Was meinen wir mit „Rassismus“, wenn wir von Rassismus in Hegels Philosophie sprechen? Replik auf Folko Zander, Teil 2

Von Daniel James (Düsseldorf) & Franz Knappik (Bergen) In unserem Beitrag „Das Untote in Hegel: Warum wir über seinen Rassismus reden müssen“ haben wir für eine verstärkte Auseinandersetzung mit rassistischen und pro-kolonialistischen Elementen in Hegels Philosophie plädiert. Diese Elemente, so haben wir argumentiert, stehen in engerem systematischem Zusammenhang mit heute…

Die Rolle der Ernährung im menschlichen Leben

Von Ursula Wolf (Mannheim) Dass wir essen und trinken, ist lebensnotwendig. Weil das so ist, hat die Natur uns mit Begierden ausgestattet, die auf einen Mangel an Flüssigkeit und Nahrung hinweisen, und mit Lustgefühlen, die mit der Auffüllung des Mangels einhergehen. Die klassischen griechischen Philosophen haben diese Art des Begehrens…

Feministische Philosophie: Was, wie, weshalb?

von Christine Bratu (Göttingen) & Deborah Mühlebach (FU Berlin) „Ach, du machst feministische Philosophie? Was genau ist das denn?“ Das sind in der Philosophie nach wie vor häufig gestellte Fragen. Ebenso sehen sich feministische Philosoph:innen zuweilen mit Nachfragen folgender Art konfrontiert: „Geschlechterunterdrückung ist zweifelsfrei ein wichtiges Thema, aber ist das…

Warum wir über die rassistischen und pro-kolonialistischen Elemente in Hegels Denken reden müssen: Replik auf Folko Zander, Teil 1

Von Daniel James (Düsseldorf) & Franz Knappik (Bergen) In seiner Replik auf unseren Text „Das Untote in Hegel: Warum wir über seinen Rassismus reden müssen“ versucht Folko Zander, unseren Diskussionsbeitrag als einen bewussten Akt der Fehldeutung, der „üblen Nachrede“ und sogar des „[D]enunzieren[s]“ zu diskreditieren. Dass klassische Autoren wie Hegel…