Philosophie als Experiment. Eine existenzielle Note
Von Tim-Florian Steinbach (Wuppertal)
Das Gedankenexperiment gilt gemeinhin als ein rein theoretisches Bestandstück experimentierenden Verhaltens, als ein Instrument, das der praktischen Umsetzung in Form des physischen Experiments vorausgeht. Im Hinblick auf das physische Experiment sollen mittels eines Gedankenexperiments die Erfolgsaussichten einer bestimmten Versuchsanordnung eingeschätzt werden. In diesem Sinne besitzt das Gedankenexperiment prospektiven Charakter. Der gesetzliche Charakter kausaler Ursache-Wirkungs-Reihen, der dem physischen Experiment zugrunde liegt, wird im Gedankenexperiment dadurch abgeschwächt, dass verschiedene Bedingungen vorgestellt und variiert werden. Es werden Möglichkeiten abgewogen, die zu dem gewünschten Ergebnis führen können, nicht aber zwangsläufig müssen. Die von Naturgesetzen bestimmte Wirklichkeit tritt in den Hintergrund, im Gegenzug rücken Möglichkeiten in den Vordergrund. Das Gedankenexperiment dient der Entwicklung von Modellen, es moduliert und präpariert Bedingungen heraus, die ein bestimmtes Ergebnis herbeiführen können – in der Umsetzung jedoch zu überprüfen, ob die im Gedankenexperiment angenommenen Bedingungen auch zutreffen, bleibt dem Experiment vorbehalten. Einschlägige Verwendung findet der Begriff des Gedankenexperiments erst Ende des 19. Jahrhunderts bei Ernst Mach.
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