25 Apr

(M)Einen Vater pflegen

von Almut Kristine v. Wedelstaedt (Universität Bielefeld)


Mein Vater ist spät Vater geworden. Als ich promoviert hatte, war er schon alt. Ich entschied damals, das Kinderkriegen nicht länger aufzuschieben. Das Kinderkriegen, wie das manchmal so ist, dauerte aber. Und so war mein Vater, als ich mein Kind bekam, nicht nur alt, sondern auch krank. Die Diagnose Demenz stand zu dem Zeitpunkt noch nicht fest, aber es war offensichtlich, dass er vieles allein nicht mehr konnte. Er, der die meiste Zeit seines Erwachsenenlebens jeden Tag 10 km gelaufen war, konnte nicht mehr laufen, stürzte immer wieder, verletzte sich dabei, manchmal schwer. Haushalt war ohnehin nie seine Stärke, auch das verschlimmerte sich. Alleinstehend wie er war, brauchte er eigentlich bei allem Unterstützung: Einkaufen, Putzen, Kochen, Körperpflege, Postbearbeitung, Arztbesuche, Medikamenteneinnahme, Tagesplanung. Es kam nach und nach, aber es kam alles.

Weiterlesen